Vor 30 Jahren wurde in Köln das Filmhaus gegründet. Heute stellt es die größte Initiative seiner Art in Deutschland dar. Ein Erfolgsmodell mit inzwischen 18 festangestellten Mitarbeitern, das in seiner kompletten Struktur nach Berlin importiert wurde, wo seit sechs Wochen in Babelsberg eine Zweigstelle steht. Das Filmhaus verdankt seine Existenz dem Mut, der Standhaftigkeit und dem Engagement einer Generation, die neue Strukturen schaffen wollte. Fosco Dubini, renommierter Filmemacher, der ebenso wie sein Bruder Donatello etliche Jahre den Vorsitz des Filmhaus inne hatte, erinnert sich nicht ohne ironisches Schmunzeln an die erste Stunde. Gegründet wurde der Verein im Hinterzimmer einer Gaststätte an der Zülpicher Straße gleich um die Ecke von der Uni. Etliche Studenten waren dabei, „aber auch Fotoingenieure, unzufriedene WDR-Mitarbeiter und Künstler wie Birgit Hein. Das war ja die Zeit, in der man noch von genossenschaftlichen Ideen träumte und sich nicht als Kleinhändler verstand, sondern an einer übergeordneten Idee partizipieren wollte“, erklärt der gebürtige Schweizer.
Filmemachen war teuer, 80 Prozent des Budgets musste für die technische Ausrüstung aufgebracht werden, „das war damals auch eine Art von Zensur“, sagt Fosco Dubini. Das Filmhaus erwarb einen Pool an Gerätschaften, der zum großen Teil von den Rundfunkanstalten in Form alter Ausrüstungen erbettelt worden war. Und man stellte das Know-how zur Verfügung. In einem großen Schrank wurden die Kameras verwahrt und nur derjenige, der gerade produzierte, bekam den Schlüssel. Der Geräteverleih wurde ein Standbein, ebenso wie die Fortbildungsveranstaltungen. Dubini erinnert sich, wie die Feminale um Umfeld des Filmhauses entstand und nicht selten die Hochschule für Fernsehen und Film in München ihre Studenten nach Köln schickte. „Ohne das Filmhaus wäre Köln nicht zu der Fernsehstadt geworden, die es heute ist“, behauptet Dubini. „Ganze Generationen von Fernsehleuten sind hier durchgegangen. Viele RTL-Mitarbeiter kamen unbeleckt von der Uni und lernten hier das Handwerk.“ Tatsächlich bestand der Erfolg auch in der Konzeption, die den jungen Filmleuten technisches, inhaltliches und kaufmännisches Wissen vermittelte.
„Wir sind aber immer schlecht gefördert worden, mitunter hat die Filmstiftung auch schon einmal fünf Jahre ihre Förderung eingestellt“, weiß Fosco Dubini und betont: „Das Filmhaus hat trotzdem überlebt, auch wenn es zeitweise ein Auffangbecken für allerhand Spinner war. Vielleicht gerade weil es ohne politische Vorgaben funktionierte, nicht von plötzlichen Etatkürzungen eingeholt werden konnte, ist es so erfolgreich. Andererseits hätte es als privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen inzwischen sicherlich pleite gemacht“. Man lebt von den Vermietungen im Haus an der Maybachstraße. Dessen reizvolles Ambiente weist zurück auf seine Nutzung als ehemalige Bundesbahnkasse. Dort wo sich heute das Kino befindet, war früher der Tresor. Der Kinobetrieb könnte mehr Schwung vertragen, vielleicht stellt der sich ja mit einem zweiten 100 Sitze umfassenden Kino ein, das in Planung ist.
Gefeiert wird vom 21. bis 24. Juli jeden Abend mit einem Kurzfilmprogramm, das 30 Jahre Kölner Filmhaus Revue passieren lässt.
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