Nun ist es amtlich: Am 30. April votierten im Rat Oberbürgermeister Jürgen Roters und die drei Ratsfraktionen von SPD, Grünen und FDP – bei „freundlicher“ Enthaltung der CDU – für die Direktorin des Stuttgarter Kulturamtes Susanne Laugwitz-Aulbach als neue Kulturdezernentin der Stadt Köln. In die Zuständigkeit der 52Jährigen fielen in Stuttgart bisher u.a. die Stuttgarter Philharmoniker, die Stadtbibliothek, das dortige Stadtarchiv sowie Musikschule und Planetarium. Vor ihren fünf Stuttgarter Jahren hatte sie bereits sechzehn Jahre das Kulturreferat in Karlsruhe geleitet und als Festival-Chefin für die Europäischen Kulturtage gearbeitet.
Als vordringlichste Aufgabe bezeichnet Laugwitz-Aulbach die Neubesetzung der Kulturamtsleitung, welche nach dem Weggang von Konrad Schmidt-Werthern nach Berlin noch unbesetzt ist, sowie insgesamt eine Stärkung des Kulturamtes, welchem eine entscheidende Bedeutung im Hinblick auf die Betreuung der Freien Szene zukomme: „Ich will versuchen, sobald wie möglich nachzubesetzen und zu schauen, ob die Strukturen noch zeitgemäß sind“, sagte sie diesbezüglich der Zeitung „Die Welt“. Weitere Großbaustellen für sie sind die Sanierung der Kölner Bühnen, die Entwicklung der Archäologischen Zone sowie der Neubau des eingestürzten Stadtarchivs. Auch ließ Laugwitz-Aulbach bereits durchblicken, dass sie die Sparte Tanz für eine unentbehrliche Säule in der Theaterlandschaft einer Metropole hält. Nach Abschaffung einer eigenen Tanzkompanie an den Bühnen war jüngst auch das Budget für internationale Tanzgastspiele massiv gekürzt worden. Es sieht so aus, als könnte die hiesige Tanzszene in Susanne Laugwitz-Aulbach jetzt eine ernsthafte Verbündete gefunden haben.
Die in der Ausschreibung für den Posten absurderweise geforderte „Affinität zur Kultur“ hat die gebürtige Osnabrückerin bereits mit der Muttermilch aufgesogen: Ihr Vater ist Schauspieler, die Mutter Sängerin. Sie selbst sei keinesfalls eine verhinderte Künstlerin, weil sie neben ihrem Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Religionswissenschaften in München schon immer einen Hang zum Realisieren von Projekten gehabt habe. Dies kann sie nun ab September in Köln unter Beweis stellen.
Der Amtsantritt erfolgt spät, bedenkt man, dass in der Freien Theaterszene aktuell die Verabschiedung einer Aktualisierung des Theaterförderkonzeptes, die Neuausschreibung der Konzeptionsförderung für den Zeitraum 2015-2018, das Fehlen eines Theater- und Tanzhauses als Produktions- und Abspielstätte sowie eine überfällige Aufstockung der Mittel drängen. Die Szene selber hatte eine 10%ige Kopplung der Zuschüsse zur Freien Theaterszene an den Etat der städtischen Bühnen und eine stärkere Beteiligung an den Einnahmen aus der Kulturförderabgabe gefordert. Es wird spannend sein zu beobachten, wie sich „die Neue“ hinsichtlich der bestehenden Kulturbaustellen positioniert und ihr Ressort gegenüber kulturfeindlichen Strömungen in der Politik verteidigen, ja idealerweise stärken kann. Zum Vergleich: In Stuttgart standen ihr für die Förderung Freier Ensembles und privater Theater 9 Mio. Euro zur Verfügung, in Köln sind es aktuell 2 Mio. Euro ... Bonne Chance für den gemeinsamen Kampf!
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