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Vom Niemandsland ins Nichts
Foto: Mira Moroz

Absurdistan

28. März 2013

Bedrohte Theaterszene – Theaterleben 04/13

Es gibt Freie Theater und Freie Gruppen, die 2011 aus Qualitätsgründen aus der Konzeptionsförderung für 2011 bis 2014 herausfielen oder diese aufgrund der begrenzten Fördermittel nicht zugesprochen bekamen obwohl sie es verdient gehabt hätten. 2012 wurde daraufhin ein „Feuerwehrtopf Konzeptionsförderung" mit 200.000 Euro von der Politik eingerichtet, mit dem Ziel, die in Schieflage geratenen Theater – darunter u.a. das theater der keller und das Artheater – bis zur nächsten Konzeptionsentscheidung 2014 (für 2015 bis 2018) abzusichern. Absurdistan die Erste: Die 200.000 Euro wurden nur für die Jahre 2012 und 2013, aber nicht für 2014 in den Haushalt eingestellt, so dass die grundsätzliche Erwägung der Existenzsicherung bis zur neuen Entscheidung hinfällig wäre. Absurdistan die Zweite: Ab 2015 soll diese zusätzliche Summe eh wieder ganz wegfallen, statt 2 Millionen sind dann noch 1,8 Millionen Euro im Konzeptionsfördertopf für alle Kölner Theater. Hinzu kommen inflationsbedingte, verdeckte Kürzungen im Zeitraum 2015 bis 2018 von insgesamt ca. 10% oder 180.000 Euro. Für den Zeitraum 2015 bis 2018 summiert sich die Kürzung auf satte 980.000 Euro gegenüber dem Referenzjahr 2013. Eine Existenzbedrohung für fast alle Freien Theater, Gruppen und Festivals.

Die Rechnung ist kompliziert, daher noch mal einfacher ausgedrückt: Sollten diese Pläne nicht korrigiert werden, bleibt in der Freien Theaterszene kein Stein mehr auf dem anderen. Professionelle freie Theaterarbeit gehört in Köln dann der Vergangenheit an. Theater werden reihenweise schließen. An Zukunftsgestaltung und den Anschluss der hiesigen Strukturen an nationale und europäische Theaternetzwerke ist heute schon nicht zu denken. Parallel zu dieser Entwicklung drohen den dreizehn Kölner Bürgerhäusern, die für Freie Gruppen und Festivals als wichtige, meist einzige bezahlbare Kölner Spielstätte dienen, ebenfalls Kürzungen von 1,1 Millionen Euro. Auch diese freien „Spielfelder" drohen wegzufallen.

Politiker, die darauf spekulieren, das horrende Defizit im Haushalt – 300 Millionen Euro alleine in 2013 – u.a. mit den eh schon erbärmlichen Mitteln der Freien Szene zu sanieren, sollten die Ehrlichkeit besitzen, eine Stadt ohne Freie Kultureinrichtungen und Soziokulturelle Zentren zum Teil ihres Konzeptes einer Stadtgesellschaft zu erheben und dieses öffentlich vertreten und nicht auf den schleichenden Niedergang kultureller und sozialer Einrichtungen setzen, den sie dann mit Krokodilstränen und halbherzigen Feuerwehrtöpfen betrauern. Aus der Tragikkomödie Köln wird langsam ein zynisches Absurdistan.

Was die Theaterszene Kölns braucht, ist eine „TheaterAgenda 2020“, die auf der Basis einer ehrlichen Bestandsaufnahme des Vorhandenen, einer Ermittlung der Relationen hiesiger Gegebenheiten zu anderen deutschen und europäischen Metropolen und belastbaren, mittelfristigen finanziellen Bekenntnissen der Stadt zu ihrer Theaterszene, infrastrukturelle Visionen, realistische Finanzierungsmodelle professioneller Theaterarbeit sowie Konzentrationsprozesse skizziert. Alles andere ist verantwortungslos den hiesigen Theatern und Künstlern – letztlich den Kölner Bürgern gegenüber ...

JÖRG FÜRST

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