Das Thema dieser Ausstellung ist naheliegend. Im Rahmen der ganzjährigen Projektreihe des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 und in der Hinwendung zu seinem Hauskünstler ist das Max Ernst Museum in Brühl den frühen Einflüssen auf Max Ernst auf der Spur. Seine Erfahrungen im Krieg, an dem er 1915-1917 an der Westfront teilnimmt, sind lediglich eine Quelle der Betroffenheit. Eine weitere Rolle spielt das Bonner Studium für den 1891 in Brühl geborenen Dada-Künstler und Surrealisten. Hier findet er zur Beschäftigung mit alter Kunst. Er lernt Künstler wie August Macke und Hans Arp kennen und gelangt über sie in die Künstlerkreise. Die Präsentation in Brühl zeigt aber auch, welche Ausstellungen Max Ernst damals sah, wie er diese bewertet hat und wie sie sich in seiner eigenen Kunst niederschlugen, dies betrifft etwa sein Verhältnis zur Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“. Gezeigt werden dazu viele Dokumente und Fotografien sowie etliche Druckgraphiken und Zeichnungen von Max Ernst und seinen Künstlerkollegen aus der Zeit zwischen 1910 und 1920. Die Schau verzichtet weitgehend auf Spitzenwerke, abgesehen vielleicht von Ernsts Aquarell „Der See Bethesda“ (1911) und der „Pietá Röttgen“ (1360), einer mittelalterlichen Holzskulptur, zu der sich Max Ernst selbst geäußert hat.
Max Ernst steht im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts am Anfang seiner Karriere. Dazu sind in der Ausstellung etliche Zeichnungen und Malereien besonders mit frühen Selbstbildnissen und Landschaftsschilderungen zu sehen. Die Ausstellung begleitet seinen Weg vom Realismus zum lockeren Umgang mit Farbe und Form hin zum Surrealismus in der Malerei und in der Collage – letztere ist in der Ausstellung mit drei vorzüglichen Blättern vertreten, die noch belegen, dass Max Ernst bei der Motivik des Fliegens von Kriegspostkarten inspiriert wurde. Was aber die Folgen dieses Jahrzehnts für seine weitere Kunst betrifft, so sei auf das Max Ernst Museum selbst verwiesen: Es liefert einen exquisiten Überblick über das Schaffen dieses bedeutenden Künstlers.
„Seine Augen trinken alles. Max Ernst und die Zeit um den Ersten Weltkrieg“ | bis 29.6. | Max Ernst Museum des LVR in Brühl | 02232 579 30
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Tradierte Mittel, frischer Blick
Farah Ossouli in Brühl
Das Leben in Krisenzeiten
„Hypercreatures“ in Brühl
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Zauber der Großstadt
Nevin Aladağ im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 04/24
Ein Star unter den Fotografierten
Max Ernst auf Fotografien in seinem Museum in Brühl – kunst & gut 03/23
Farben hinter Glas
Karin Kneffel im Max Ernst Museum des LVR – Kunst in NRW 07/22
Der Zauberfrosch hat Durchblick
„Surreale Tierwesen“ im Max Ernst Museum des LVR – Kunstwandel 01/22
Im Kopf durch fremde Welten scrollen
Jean Giraud aka Mœbius in Brühl – Kunstwandel 10/19
Surreale Welten
Mœbius im Max Ernst Museum – Kunst 09/19
Flammende Herzen
Joana Vasconcelos im Max Ernst Museum des LVR – kunst & gut 07/19
Von der Illustration zur Illusion
Ruth Marten im Max Ernst Museum Brühl des LVR – Kunstwandel 12/18
Mann aus Texas
Robert Wilson inszeniert seine Sammlung im Max Ernst Museum des LVR – kunst & gut 07/18
Vom seltsamen Reiz der Oberflächen
Eric Lanz im Museum Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 07/25
Träume im Haferfeld
Drei Kölner Ausstellungen über Sagen und Fantasien – Galerie 07/25
Geschosse umarmen
Drei Ausstellungen in Köln erweitern das Bewusstsein – Galerie 06/25
Auf der Straße
Drei Vertreter der Street Photography im Museum Ludwig – kunst & gut 06/25
Für die Unendlichkeit
Drei Kölner Ausstellungen zwischen Zwang und Befreiung – Kunst 05/25
Mit und ohne Menschen
Tata Ronkholz in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 05/25
Harter Stoff
Peter Buggenhout in Wuppertal – Kunst 04/25
Abgründe des Alltags
„Supermöbel“ im Kölnischen Kunstverein – kunst & gut 04/25
Unverbindliche Dialoge
Drei Kölner Ausstellungen über Körper und Seele – Galerie 04/25
Mehl-Dialoge
„Aurora“ von Fotografin Anja Schlamann im Kunsthaus Rhenania – Kunst 04/25
Comic-Welt hautnah
„Marvel: Die Ausstellung“ im Odysseum – Kunst 03/25
Offenlegung der Tatsachen
„Artist at Work“ im Kolumba – kunst & gut 03/25
Im Kielwasser der Quietscheente
„Titanic – Eine immersive Reise“ in Köln – Kunst 03/25