Neun Uhr in Köln-Mülheim, ein Fußball fliegt ins Publikum, “welcome to the land of pleasure” (Willkommen im Land der Freude). So heißt es im ersten Song – der Titeltrack eines der frühen Alben der australischen Rockband Sticky Fingers, die an diesem Freitagabend im Palladium gastiert.
Zuvor gab Danté Knows, ebenfalls Australier, einen passenden Einstieg – leider vor einer bis dahin erst halbvollen Halle. Ähnlich energiegeladen und groovig ist das kurze Set, besonders der Song „Banter“ funktioniert gut beim Publikum.
Zurück zu den Fingers: Die neuen Lieder des 2022 veröffentlichten Albums „Lekkerboy“ reihen sich gut ein, wirken teils etwas gesetzter und reifer. Ohne große Experimente bleibt das neue Album dem Stil der Band treu, weiterentwickelt haben sie sich trotzdem. Die größere Reaktion bekommen jedoch die bekannten älteren Lieder, allen voran „Australien Street“, „How to Fly“ und eine besonders starke, lange Version von „Bootleg Rascal“.
Akustischer wird es mit „Cyclone“, das bislang auf keinem Studioalbum der Band erschien. 2013 veröffentlichte die Band den Song in einer Session während eines Festivals: Frost und Coyle saßen zu zweit auf der Wiese, rauchten und spielten. Anschließend wurde das Lied zum unerwarteten Hit. Frost besingt dabei eine endende Beziehung als aufziehenden Sturm – mit Verweis auf Bob Dylans Protestsong „Hurricane“. Die Ballade samt Solo des exzellenten Gitarristen Seamus Coyle ist auch in Köln einer der Publikumslieblinge. Die Strumming-Gitarre darf ein engagierter Fan auf der Bühne übernehmen. Darauf folgt eine genauso gute akustische Version des neuen Songs „Napalm“.
Die Band, die mittlerweile zu den größten ihrer Heimat gehört, war nicht immer frei von Kontroversen. Von 2016 bis 2018 legten sie aufgrund interner Streitereien eine Pause ein. Leadsänger Dylan Frost offenbarte daraufhin, an einer bipolaren Störung und Alkoholsucht zu leiden – auch als Entschuldigung für einige verbale Entgleisungen. Trauriger Höhepunkt war eine physische Auseinandersetzung von Frost und Cornwall (Bass), nach der Cornwall zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt wurde.
All dies scheint nun beiseitegelegt. So wie am Freitag sind die Sticky Fingers immer einen Besuch wert. Rund zwei Stunden später fliegt der Fußball erneut in die Menge. Noch eine kurze Zugabe, dann ist Schluss.
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