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Nicht nur Lola hat es eilig, sondern auch die Produzenten
Foto: Mira Moroz

Sinkende Budgets allüberall

28. März 2013

Produzentenstudie 2012 – Filmwirtschaft 04/13

Der Beruf des Filmproduzenten gilt allgemein als glamourös und aufregend, ein Leben mit Stars, rauschenden Partys und dicken Zigarren. Die Wahrheit – zumindest in Deutschland – sieht doch anders aus. Das Branchenblatt „Blickpunkt: Film“ titelte sogar „Kreative Mangelwirtschaft“. Erstmalig seit langem haben verschiedene Förderinstitutionen eine umfassende Studie über den deutschen Produktionsmarkt erarbeiten lassen und dabei eine ganze Reihe interessanter Ergebnisse zu Tage gefördert.

Insgesamt sind rund 1.700 Produktionsfirmen in Deutschland tätig, die im Jahr 2011 4,8 Milliarden Euro umgesetzt haben. Etwa die Hälfte davon entfällt auf klassische Produktionsfirmen, die für Kino und Fernsehen arbeiten, die andere Hälfte ist im Bereich des Werbefilms tätig. Der klassische Produktionsbereich wiederum teilt sich auf in 75% für TV-Produktionen, 25% oder rund 614 Millionen Euro entfallen auf den Kinofilm.
Die wichtigsten Umsatzsäulen des Filmproduzenten sind mit 40% die Filmförderung, 32% sind andere Koproduzenten sowie Eigenmittel. Der Verleih gibt eine Verleihgarantie in Höhe von 10%, in seltenen Fällen (6%) können Erlöse aus dem Weltvertrieb realisiert werden, und schließlich 12% entfallen auf die TV-Sender.

Die Mangelwirtschaft wird auch dadurch gekennzeichnet, dass jeder vierte Kinoproduzent im Untersuchungsjahr 2011 rote Zahlen schrieb, weitere 42% hatten eine Rendite von unter 5%. Die Produzenten von TV-Produktionen sind hingegen solider aufgestellt, wenngleich auch hier sinkende Margen zu beklagen sind.

Die großen Player sind die UFA und Constantin, die mit 300 Millionen Euro und 180 Millionen Euro exakt 10% auf sich vereinigen. Zusammen mit den nächsten acht Plätzen kontrollieren die Top Ten 53% des Gesamtmarktes. Anders ausgedrückt: 1.690 Produktionsfirmen erreichen nicht einmal die Hälfte des Umsatzes.

Auch die durchschnittlichen Kosten eines Kinofilms können aus der Studie herausgelesen werden, sie betragen kaum 4 Millionen Euro. Dabei ist die Bandbreite der Minutenkosten relativ, denn sie reicht von etwa 70.000 Euro für Fiction und internationale Koproduktionen über 30.000 Euro für deutsche Produktionen bis zu 5.500 Euro pro Minute für Dokumentarfilme. Im Bereich der TV-Produktionen liegen die Minutenkosten bei Unterhaltung und Reportage bei unter 2.500 Euro, bei Serien bei knapp 10.000 Euro, und auch der TV-Movie kommt auf nur rund 15.000 Euro.

Das öffentlich-rechtliche Premium-Produkt, die Tatort-Produktion, muss sich zunehmend mit einem geringer werdenden Budget zufriedengeben, mit knapp 1,3 Millionen Euro pro Folge stehen 10% weniger Mittel zur Verfügung als noch vor knapp 10 Jahren. Realisiert wird die Kostensenkung durch einen geringeren Aufwand und immer kürzere Produktionszeiten (23 Drehtage).

Gerade bei den Produktionen der TV-Anstalten werden die sinkenden Budgets und Minutenpreise beklagt, steigen doch die Werbe-und Gebühreneinnahmen der Sender seit Jahren stetig an. Über die Qualität der Produktionen trifft die Studie naturgemäß keine Aussagen. Dies ist sicherlich auch ein deutlich schwierigerer Evaluationsprozess als das Zusammenstellen der Zahlen. Aber damit ist sicherlich schon mal ein guter Anfang gemacht, denn über Qualität lässt sich deutlich besser streiten als über Zahlen!

KIM LUDOLF KOCH

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