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Förderin der Freien Szene – Kulturamtsleiterin Barbara Foerster
Foto: Stadt Köln

Piep, piep, piep

29. September 2016

Plötzlich geliebt – die Freie Szene – Theaterleben 10/16

Erstmals in seiner Geschichte veröffentlichte das Kölner Kulturamt einen Geschäftsbericht für das Jahr 2015. Kulturamtsleiterin Barbara Förster stellte bei der Vorstellung heraus, dass die Freie Kulturszene aller Sparten mit insgesamt 5,6 Mio. Euro in 2015 gefördert wurde. In 2016 ist eine leichte Erhöhung um 200.000 Euro beschlossene Sache und 2017 soll es eine weitere Erhöhung um 1 Mio. Euro geben. Beide Erhöhungen werden in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt aufgenommen und sollen um weitere Erhöhungsschritte ergänzt werden. Sollte dies wie angekündigt kommen, so steht die Freie Kultur in Köln nach Jahrzehnten des Darbens am Anfang einer sehr positiven Entwicklung. Bestehende Strukturen werden gestärkt und neue kreative Potentiale erschlossen. Dies wiederum wird die Stadt insgesamt in Bewegung versetzen.

Allerdings – für den Privatmann klingt das nach viel Geld, bedenkt man aber, dass aus diesem Topf alle freien Theaterhäuser, Freie Gruppen und Theaterfestivals (2,1 Mio. €), der Tanz (491.400 €), die Musikszene (707.280 €), die Bildende Kunst (591.347 €), die Kölner Clubkultur (431.063 €), die Sparte Film (164.000 €) und die Literatur (200.100 €) und außerhalb der „klassischen“ Sparten das Musikfestival „Acht Brücken“ (500.000 €) sowie interkulturelle Kunstprojekte wie Birlikte oder das Urban Africa Festival (109.000 €) gefördert werden, so relativiert sich die geschilderte Größenordnung extrem. Zum Vergleich: Alleine das internationale Hamburger Kulturzentrum Kampnagel erhält von der Stadt jährlich einen Zuschuss von gut 4,5 Mio. Euro. Es gibt in Köln also noch viel zu tun, um an überregionale und internationale Entwicklungen Anschluss zu finden, aber hoffnungsvolle erste Schritte werden gerade vom schwarz-grünen Regierungsbündnis im Rathaus in die richtige Richtung gemacht. Dies gilt es anzuerkennen.

Dass es nicht nur ums Geld geht, stellten dieser Tage die Vertreter der Kölner Clubszene heraus: Eine neue Studie zur Kölner Pop- und Subkulturszene wurde jüngst vorgestellt. In Köln gibt es demnach 7.700 Konzerte jährlich mit 10.000 Künstlern, 3,87 Mio. Besuchern und 55 Mio. Euro direktem Umsatz plus Folgeumsätzen in Läden, Restaurants oder Hotels. Anknüpfend an dieses Zahlenwerk forderte die Klubkomm, als Interessenverband der Kölner Clubs und Veranstalter, viel mehr Einsatz der Stadt bei der überregionalen Bewerbung ihrer lokalen Musikszene und Clubs. Betrachtete man die in der Stadt höchst präsente Plakatkampagne der Stadt Hamburg für ihr Reeperbahn Festival im September, so zeigt sich, dass es auch im Bereich der Außendarstellung Kölner Kulturangebote noch viel Luft nach oben gibt, denn die Kritik der Klubkomm lässt sich auch 1:1 für die hiesige Theaterszene inklusive ihrer Theater- und Tanzfestivals übernehmen. Also liebe Stadtverantwortlichen: Piep, piep, piep – die Erhöhung der Fördergelder für die Freie Kulturszene als Ganzes ist ein erster wichtiger Schritt, den alle Beteiligten als Weckruf zum Aufbruch zu neuen Taten auf den unterschiedlichsten Handlungsfeldern begreifen sollten. Immerhin, es ergeben sich nach langer Zeit mal wieder Gestaltungsspielräume.

Jörg Fürst

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