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Feiert „La fiesta“: Anette Maiburg
Foto: Harry Vorsteher

Originale erwünscht

26. Juli 2018

Das Niederrhein-Musikfestival setzt auf neue Projekte – Klassik am Rhein 08/18

Festivals, die Musik mit Architektur verbinden, haben lange Tradition in ganz Europa. Irgendwann wandelte sich die Abhängigkeit vom markanten Bauobjekt oder der spektakulären Naturbühne zur Präsentation ganzer Naturlandschaften. Das Niederrheinische Musikfestival, 2005 auf Schloss Dyck erfunden und etabliert, bespielt mittlerweile auch die Region Niederrhein und strahlt damit natürlich auch ins Ruhrgebiet.

Das besondere Profil dieses Musikfestes: Es ist offen gegenüber allen interdisziplinären Verkettungen. Und es versucht, mit neuen Ideen frische Projekte anzustoßen, ganz praktisch eine Kulturwerkstatt zu erschaffen, zu der das Publikum als Zaungast zur Beobachtung eingeladen wird. Kontrastiert wird der lokale Bezug durch übergeordnete multikulturelle Themenschwerpunkte: Ein hier geborenes kubanisches Programm erhielt vor Kurzem sogar einen heute leider wertlosen Musikpreis aus Deutschland.

Kommando-Zentrale des Festivals bleibt Schloss Dyck in Jüchen, ein imposantes Wasserschloss mit herrlichen Gärten. Bespielt wird aber auch der frisch renovierte Schumann-Saal in Düsseldorf, die historische Mühle des Geigenbauers Zanders und die Rokoko-Kirche Wickrathberg in Mönchengladbach. Einen zeitgenössischen Kunstraum bietet die Langen Foundation in Neuss, eine brandaktuelle Konfrontation von Musik und Architektur.

Nach musikalischen Ausflügen in südamerikanische Regionen, nach Kuba und in den europäischen Süden hat in diesem Jahr der Flamenco das Herz der Festival-Chefin Anette Maiburg erobert und sie zu einem Eröffnungsprojekt inspiriert. Dazu schlagen nicht nur Gitarrensaiten und die Trommelkiste Cajón den Rhythmus, sondern auch eine virtuose Musikerin mit dem Instrument Kastagnetten. Und die Beteiligten werden versuchen, mit einem klugen Mix aus Klassik bis Jazz den Geist dieser Musik zu ergründen. Es wird ein Fest werden, dem Chick Corea das finale Feuerwerksstück gewidmet hat und welches dem Projekt den Titel leiht: „La Fiesta“.

Mit brasilianischen Klängen aus den jazzig gespitzten Federn von Antonio Carlos Jobim oder Egberto Gismonti geht es Anfang September weiter, wenn die klassisch ausgebildeten Musiker ein legeres „Oi Brasil!“ anstimmen. Harfenklänge erfüllen den sakralen Raum in Mönchengladbach (29.9.), und zu einem Blick auf den argentinischen Tango laden das renommierte Mandelring-Quartett und der Bandoneon-Spieler Marcelo Nisinman auf die Raketenstation Hombroich zur Foundation.

Leider (für die Musikfreunde) haben sich Qualität und Originalität der Projekte so weit herumgesprochen, dass verschiedene Termine bereits ausgebucht sind. Aber auch da greift das Festival nochmals in den Zauberhut: Für Leute mit Ohren gibt es sichtbehinderte Zusatzplätze. Und für Gäste mit Gottvertrauen gibt es im Schloss immer noch Schönwetterkarten. Das könnte in diesem Sommer klappen.

Konzert „La fiesta“: So 26.8. 17 Uhr | Schloss Dyck | Öffentliche Probe: Sa 25.8. 12 Uhr | Gymnasium Jüchen | Konzert „Oi Brasil!“ | Sa 2.9. 17 Uhr | Schloss Dyck | Konzert „Ravel trifft Tango“ | Sa 29.9. 19 Uhr | Langen Foundation | www.niederrhein-musikfestival.de

Olaf Weiden

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