Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
15 16 17 18 19 20 21
22 23 24 25 26 27 28

12.557 Beiträge zu
3.787 Filmen im Forum

Hania Rani und Dobrawa Czocher
Foto: Niclas Weber

Zwischen Melancholie und Hoffnung

11. November 2021

Das Klassik-Duo Hania Rani und Dobrawa Czocher im Stadtgarten – Musik 11/21

Innere Symphonien („Inner Symphonies“) – so heißt das neue Album der beiden polnischen Musikerinnen Hania Rani und Dobrawa Czocher, die am Freitagabend in Köln zu Gast waren. Die Pianistin Rani springt zwischen Klavier, Flügel und Synthesizer oder spielt an zwei Fronten gleichzeitig, während Czocher das Cello bedient. Beide haben sich in ihrem noch jungen Alter bereits einen Namen auf der nationalen und internationalen Bühne gemacht, vor allem Rani mit ihrem bezaubernden Solo-Debut „Esja“. Auch der Stadtgarten ist ausverkauft, nur die frühen Vögel bekommen noch einen Sitzplatz.

Kennengelernt haben sich die beiden bereits im Jugendalter, als sie dieselbe Musikschule besuchten, und später studierten sie zusammen an der Fryderyk-Chopin-Universität in Warschau. Laut eigener Aussage sind ihre Kompositionen von ihrer engen Freundschaft geprägt. Das merkt man nicht nur beim Hören ihres Albums, sondern besonders auf der Bühne: Rani und Czocher verstehen sich blind, ihre Songs klingen vertraut und innig. Das Verbinden von Klassischem mit unkonventionellen elektronischen Sounds macht ihren Klang aus. Über die stehenden Ovationen am Ende zeigen sich beide sichtlich erfreut; sie hätten da ohnehin noch etwas vorbereitet.

Was bleibt, ist Hoffnung

Die Stücke sind wie kleine Reisen. Mal bleiben sie melancholisch und ruhig, mal steigern sie sich hinein und klingen nach abenteuerlichen Erkundungen. Rani und Czocher versuchen mit ihrer Mischung aus instrumentalen und elektronischen Klängen auch Naturmotive und natürliche Rhythmen wie das Meeresrauschen widerzuspiegeln. Bereits 2015 nahmen die beiden ein gemeinsames Album auf, das neue Werk ist allerdings das erste mit eigenen Kompositionen.

So reflektiert das Lied „Dunkel“ Unsicherheiten und Ängste während des Lockdowns, aber auch positive Energien und Hoffnung kommen immer wieder zum Vorschein, beispielsweise im rhythmischen „Con Moto“ oder in dem vom Sprichwort der Großmutter inspirierten Stück „There Will Be Hope“, bei dem die Hoffnung in Form eines Tonartwechsels zum Ausdruck kommt. Vom früheren Album gibt es das leichtfüßige „Tak tak to ja“ (Ja ja das bin ich), eine schöne Abwechslung inmitten der sonst eher nachdenklichen Nummern der Neuerscheinung.

Live klingen die Lieder noch lebendiger und näher als auf der Studioversion. Für die Albumversion sind teilweise auch ein Streichquartett und weitere Solistinnen dabei, aber live wird deutlich, dass die beiden sich eigentlich selbst genügen. Die Produktion des Albums erfolgte parallel zum Ausbruch der Pandemie und des ersten Lockdowns. Sie hätten in dieser Zeit viel gesprochen und über ihre Musik nachgedacht. Das Ergebnis sind ihre inneren Symphonien – eine gemeinsame musikalische Reflektion über Liebe, Hoffnung und Freundschaft.

Leo Thomann

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Civil War

Lesen Sie dazu auch:

Ganz große Dramatik
Bonner Beethovenfest endet fulminant – Musik 9/21

Der Bürger als Flötenmann
Kölner Bürgerorchester in der Philharmonie – Klassik am Rhein 09/21

Virtuose Interpreten
Lucas und Arthur Jussen beim Klavier-Festival Ruhr – Klassik an der Ruhr 09/21

Geballte Power
Musikalischer Neustart in Köln – Klassik am Rhein 08/21

„Live-Konzerte sind unsere Raison d’être“
Generalmusikdirektor François-Xavier Roth über Chancen der Krise – Interview 07/21

„Musik ist Musik ist Musik“
Festivalleiter Ira Givol über die Zukunft der Alten Musik – Interview 06/21

Ein Chor im Lockdown
Virtuelle Gemeinsamkeit beim Kammerchor der Uni Köln – Klassik am Rhein 12/20

„Chöre sind wunderbare Musikvermittler“
Chefdirigent Nicolas Fink über den WDR Rundfunkchor – Interview 11/20

Mit Mozart aus der Krise
Regielegende Michael Hampe inszeniert „Die Zauberflöte“ – Oper in NRW 10/20

„Optimistisch in die Zukunft“
Stefan Englert, Geschäftsführender Direktor des Gürzenich-Orchesters über Lockdown und Planungen – Interview 09/20

Mit Harold durch Italien
Vor Corona: Letztes Konzert des Gürzenich-Orchesters in der Philharmonie – Konzert 04/20

Graupner und Bach im Wettbewerb
Kölner Fest für Alte Musik im zehnten Jahr – Klassik am Rhein 03/20

Musik.

Hier erscheint die Aufforderung!