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Ruth Weiss
Foto: Anni Kropf

Zwischen Europa und Afrika

18. August 2022

Ruth Weiss in der Stadtbibliothek – Literatur 08/22

Nicht ganz zwölf Jahre alt war Ruth Weiss, als sie mit ihrer Familie im Jahr 1936 von Deutschland nach Südafrika emigrierte. Doch schon damals sei ihr klar gewesen, dass sie „von einem Unrechtssystem in das nächste“ gekommen sei, so die heute 98-Jährige. Selbst mit ihren jungen Jahren habe sie damals ganz deutlich gespürt, dass die Ausgrenzung, die sie selbst in Deutschland unter anderem in der Schule erfahren habe, ganz ähnlich der Ausgrenzung war, die Schwarze gegenüber Weißen Menschen in Südafrika erfuhren. Gegen solche Ausgrenzung anzugehen, ist ihr in der Folge zum Leitfaden ihres Lebens und Wirkens geworden.

Und was für ein Leben das war: Nachdem sie zunächst bei einer Versicherung in Südafrika arbeitete, kam sie 1960 über ihren damaligen Mann Hans Weiss zum Journalismus. So berichtete sie unter anderem über die Apartheidspolitik in Südafrika – und wurde dafür auf eine Schwarze Liste gesetzt, von der sie erst 1991 wieder entfernt wurde. Auf Südafrika folgten Stationen in London, Sambia und Simbabwe. Sie lernte Politiker wie Nelson Mandela kennen, gründete eigene Journalist:innen-Gruppen, wurde 2005 durch PeaceWomen Across the Globe für den Friedensnobelpreis nominiert und erhielt für ihr Wirken 2014 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.

Doch Weiss ist vor allem auch für ihre zahlreichen Sachbücher und Romane bekannt, die von ihren eigenen Erfahrungen inspiriert sind. „Ich habe in sehr aufregenden Zeiten gelebt, und ich erzähle gerne Geschichten“, sagt die Autorin. Da sei es nur naheliegend gewesen, dass sie angefangen habe, Bücher zu schreiben. So erzählt „Meine Schwester Sara“ etwa von einer jungen Deutschen, die 1948 als Waisenkind nach Südafrika kommt – und dort von ihrer Adoptionsfamilie diskriminiert wird. 2002 erschienen, wurde das Buch seither auch von zahlreichen Schulen in Deutschland in den offiziellen Lehrplan aufgenommen und als Prüfungslektüre verwendet. Aber auch Sachbücher wie „The Women of Simbabwe“ aus dem Jahr 1986 gehören zu Weiss‘ Repertoire – und ihre 1994 erschienene Autobiografie „Wege im harten Gras“,aus der sie auch einige Abschnitte bei der Lesung in der Stadtbibliothek vortragen wird.

Ich, Europas blasses Judenkind: Lesung mit Ruth Weiss | Di 30.8. 19.30 Uhr | Stadtbibliothek Köln | www.stadt-koeln.de

Marina Wudy

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