Auch diesmal wird ein Haus errichtet. Wieder aus grünen Dachlatten, die die Truppe mit Akkuschrauber, Nägeln und Hammer zusammenzimmert. Das Haus steht als Symbol für ein Gebäude im ukrainischen Lustdorf, einem kleinen Badeort unweit von Odessa, in dem zwei Jungen den Sommer verbringen.
Die Produktion der Gruppe ist Teil eines über drei Jahre währenden Zyklus. Jetzt zeigen Oleg Zhukov, Kornelius Heidebrecht und Martin Kloepfer die überarbeitete Fassung ihres ukrainisch-deutschen Live-Hörspiels„Haus/Doma/Lustdorf“. Spielort ist das frühere Autohaus Dresen, eine riesige kalte Halle, die dem Abend eine gewisse Verlorenheit unterschiebt. In der Mitte sitzen Zhukov und Heidebrecht sowie Elza Gubanova, die für die ukrainischen Texte und ein Video verantwortlich ist, und erzählen Geschichten von den Bewohner:innen und Besucher:innen des Hauses in Lustdorf; aus den 1930er Jahren, aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, aus den 1960er und den 1990er Jahren.
Ein Serie von zeitgeschichtlichen Umbrüchen, die tiefe Spuren im privaten Leben der Bewohner:innen hinterlassen. Leben stocken, entwickeln sich neu, Lieben beginnen, andere enden abrupt. Das Quartett erzählt, raschelt mit Papier, patscht in Wasserschüsseln. Die produzierten Geräusche spiegeln zusammen mit dem Erzählten letztlich den Vorgang des Erinnerns selbst als einen kreativen wider, der nichts damit zu tun hat, wie es wirklich gewesen ist. Die darin liegende Eleganz und Leichtigkeit im Gegensatz zur Symbolik des festgebauten Hauses, die nochmals gesteigert wird durch Gubanovas Ukraine-Video aus der Gegenwart, machen den Abend zu einem so unterhaltsamen wie nachdenklichen.
Haus/Doma/Lustdorf | Weitere Termin in Planung | subbotnik theater | www.subbotnik-theater.de
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