„Die Arbeit mit der Regisseurin Jean Renshaw hat unheimlichen Spaß gemacht“, das war der einhellige Tenor der sieben Sänger des Kölner Internationalen Opernstudios bei der Premierenfeier nach der Aufführung von „Gli Ucellatori“. Eine Oper von „wie heißt der?“ Florian Leopold Gassmann? Nie gehört. Tatsächlich stand Gassmann zu Lebzeiten in sehr hohem Ansehen; so war er Lehrer von Salieri und pendelte zwischen Wien und Venedig. Sein Werk verschwand allerdings bald in den Archiven, bis sich jüngst eine Wiener Arbeitsgruppe dem damaligen Buffa-Oper-Genge eingehend annahm. 2015 erfolgte dann die Premiere in der Donaustadt, die von Köln übernommen wurde. Natürlich mit anderen Kräften; das passte genau zusammen mit der personellen Situation des Opernstudios. Die jungen studierten Sänger, die in Köln eine zweijährige „Postgraduate-Ausbildung“ durchlaufen, werden von den „Freunden der Kölner Oper“ finanziell recht großzügig unterstützt; Intendantin Dr. Birgit Meyer bedankte sich ausdrücklich beim anwesenden Vorsitzenden Norbert Pabelick.
Im Saal 3 stand eine aus Wien übernommene asymmetrischen Guckkastenbühne von Christoph Cramer mit einem schrägen bemalten Truhendeckel, auf dem und um den herum die quirlige Handlung spielte; er hat auch die fantasievollen wie originellen Kostüme geschaffen. Angefangen mit einer wilden Rennerei des ganzen Teams und mit nerviger Begleitung des ausgezeichneten, stark reduzierten Gürzenich-Orchesters unter Gianluca Capuano kam sogleich eine entspannte und fröhliche Stimmung auf, welche die nächsten gut zwei Stunden auch so bleiben sollte.
Die komplexe typische Buffa-Handlung ist rasch erzählt: Drei junge Vogelfänger Cecco (Hoeup Choi), Toniolo (Young Woo Kim) und Pierotto (der Bass Yunus Schahinger), eine Tätigkeit, die damals auch der Ernährung diente, sind auf amourösen Pfaden unterwegs; sie schwärmen von den beiden Frauen vom Lande (Sara Jo Benoot als Roccolina und Maria Isabel Segarra als Marianna). Mit im Spiel ist die adlige Contessa Amelinda (Maria Kublashvili), die vom Marchese Riccardo (Dino Lüthy) nach Kräften umgarnt wird. Die Zuneigungen gehen hin und her, Streit und Eifersucht sind im Spiel, gar ein Mord mit einem präsentierten Arsenal an Waffen wird erwogen. Ein falscher Richter und ein getürkter Anwalt bringen zusätzliche Verwirrungen, Verdächtigungen und Enthüllungen bis hin zum guten Ende: Drei glückliche Paare schließen sich in die Arme, nur der arme Pierotto geht leer aus.
Mit vom Dienst ist „un uccello“, ein im Original nicht vorhandener Tänzer (Martin Dvořák), der unglaublich gelenkig und mit zwei weißen (und zwischendurch schwarzen) Fächern einen Vogel mimt; er lockerte die langen Arien auf und begleitete sehr gestenreich die Handlung, seine Füße sind fast ausdrucksstärker als seine Hände. So nett die Aktionen auch anzuschauen sind: Etwas weniger davon wäre vielleicht mehr. Capuano schuf mit den Gürzenich-Musikern – gespielt wurde die Wiener Fassung mit Bläsern – einen barocktypischen Sound, im Continuo famos unterstützt von Luca Quintavalle – welch wundervoller Name für einen Cembalisten. Das Stück – man glaubt etlichen kleine Anleihen von Mozart zu hören – lebt durch seine unbekümmerten Frische, ist musikalisch zwar einfacher gestrickt als bei Mozart, allerdings mit herrlichen Ensembles, auf denen Mozart später aufbauen konnte. Wunderbar auch die junge frische Sängerriege, die allenfalls geringe graduelle Unterschiede in Stimme und Spielfreude aufweist. Nach zwei Jahren Opernstudio steht für einige Sänger ein Wechsel an: entweder fest in das Ensemble oder in die große weite Welt. Allen Ehemaligen ist eine erfolgreiche Karrie zu wünschen, verbunden mit der Neugier auf die „Neuen“ im Operstudio. Dem Vernehmen nach haben sich mehrere hundert Sänger und -innen beworben – eine Mammutarbeit für die künstlerische Betriebsdirektorin Martina Franck.
„Gli Ucellatori“ | R: Jean Renshaw | 24., 29.3., 7.4. 19.30 Uhr, 1.4. 18 Uhr | Oper Köln im Staatenhaus | 0221 221 28 400
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