Es gibt 6 Beiträge von bjoern0975
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25.03.2009
Selbstverständlich ist es äußert schwierig, einen Roman fürs Kino zu verfilmen. Bleibt das Drehbuch zu nah an der Vorlage - insbesondere wenn diese ein echter Wälzer ist - gerät der Film leicht zu einer Abhak-Orgie der verschiedenen Handlungsstränge, die demjenigen Zuschauer, der das Buch nicht kennt, schal, distanziert und unausgegoren vorkommen muss. Wird der Roman andererseits nur als Werkzeugkasten benutzt, aus dem man sich für eine neue, stimmige, originär-filmische Erzählung lose bedient, sind die Romanleser enttäuscht.
Bei Breloers "Buddenbrooks" sehe ich hauptsächlich das erstere Problem. Als Leser erkennt man einen Großteil der Figuren und ihrer Geschichten aus der schriftlichen Vorlage wieder, doch als eigenständiger Film funktioniert das nicht. Wie von anderen bereits bemängelt: die Zeit reicht nicht und der Film wirkt reichlich gehetzt.
Doch während sich Breloer also inhaltlich stark am Roman orientiert, weicht er an anderer Stelle - für mich unverständlich - von der Vorlage ab; und zwar bei der Sprache. Thomas Manns Romane leben in der Regel zu einem Großteil von der ironischen Portraitierung seiner Figuren. Selbstverständlich lässt sich das, wenn es um die Erzählstimme geht, nicht in den Film transportieren. Umso leichter wäre es jedoch möglich gewesen, die typischen Redewendungen, die Mann den Buddenbrook-Figuren hat zukommen lassen, zu übernehmen. Leitmotive wie Tonys ständig wiederholte "Erkenntnis", dass sie früher eine "dumme Gans" gewesen sei, nun aber "das Leben" kenne, oder Sesemi Weichbrodt und ihr "Sei glöcklich, du gutes Kend!", das jeweils das Unglück der Angesprochenen besiegelt, fehlen ganz.
Der subtile Witz, der diesen und andere Mann-Romane ausmacht, geht dem Film leider gänzlich ab.
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26.04.2007
Mir hat der Film im Gegensatz zu meinem Vor-Schreiber äußerst gut gefallen. Greift er doch ein universelles Thema auf: die besonderen, herausgehobenen, von Ehrfurcht geprägten Beziehungen, die Menschen zu Dingen der unterschiedlichsten Art haben können. Dabei ist es tatsächlich so, dass nichts erklärt wird, sondern vielmehr die unterschiedlichsten Eindrücke nebeneinander stehen. Aber das empfinde ich nicht unbedingt als Nachteil. Es kann sich jeder seinen eigenen Reim auf das Gesehene machen. Außerdem gibt's einige tatsächlich imposante Filmaufnahmen. Wenn man mit einer gewissen Offenheit ins Kino geht, kann man einiges aus "Mana" herausziehen.
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26.09.2006
Wir waren einige Male äußerst versucht, das Kino zu verlassen. Insbesondere die miserable Tonqualität ist eine Zumutung. Möglicherweise ist das aber sogar gewollt, denn als Zuschauer bekommt man den Eindruck, man belausche zufällig die Gespräche - man muss sich schon mitunter sehr anstrengen, um die Gesprächsfetzen aufzuschnappen - insbesondere aufgrund der überlauten Nebengeräusche, wie sie vom Handkamera-Mikro eingefangen werden.
Ansonsten eigentlich ganz interessantes Thema: ist Trennung von Sex und Liebe möglich oder gar notwendig? Bleibt aber letztlich arg in der Luft hängen. Was auch daran liegt, dass alles sehr realistisch wirkt: authentische Personen, authentische deutsche Provinzumgebung, authentische, spontane Dialoge. So bleibt - wie im authentischen Leben - eben auch ein konsequenter Erzählbogen und eine konsequente Auflösung aus. Was nicht unbedingt schlecht ist.
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25.10.2004
Nach einer vielversprechenden Einführung der drei unterschiedlichen, interessant gezeichneten Brüder geht es mit dem Film rasch bergab. Roehler
führt (mit enormem Verschleiß an bekannten Darstellern) eine Vielzahl von Handlungssträngen ein, die nicht weiter verfolgt werden (Ermordung des Vaters; Enttarnung als Spanner; Agnes angedeutete Vorgeschichte),
klaut dreist und einfallslos bei Jonathan Franzens Roman "Korrekturen" (beruflich erfolgreicher, aber frustrierter Familienvater, der gerne grillt, beim Heckenschneiden einen [Beinahe-]Unfall erleidet und gegen den sich Ehefrau und Sohn verbündet haben, inklusive Kameraüberwachung) sowie bei "American Beauty" (Beobachten eines vermeintlichen Blowjobs durch ein Fenster)
und spickt den Film schließlich mit einigen reichlich absurden Einfällen (Quickie vor Augen des Sohnes im Cabrio; einfühlsame Pornodarstellerin, die nichts besseres zu tun hat, als spontan mit eben erst kennengelerntem Vatermörder die Flucht gen Osten anzutreten; "excellent German coffee") und peinlichen Klischees (Grünen-Politiker sind angepasst und karrieregeil und Transsexuelle tanzen natürlich im Striptease-Club und sterben jung [vermutlich an AIDS]). Schade! Trotz einiger witziger und sogar mitreißender Szenen insgesamt leider wenig überzeugend.
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30.08.2004
Ich habe den ersten Teil, bzw. "Before Sunrise", gesehen und sehr geliebt. Leider hat gerade aus diesem Grund "Before Sunset" für mich NICHT "funktioniert".
Wahrscheinlich liegt es daran, wie ich den ersten Film damals gelesen habe, daran, welcher Aspekt aus "Before Sunrise" mir so reizvoll erschien. Ich war begeistert davon, dass dieser Film zeigte, dass das große Glück gerade auch in solchen zufälligen, kurzen und im Nachhinein "unbedeutenden" Begegnungen liegen kann, die einmalig sind und sich nicht wiederbringen lassen.
Diese Romantik wurde für mich zerstört, indem der neue Film offenbarte, dass die Begegnung der beiden in Wien für sie nicht nur ein vermeintlich beliebiger "Urlaubsflirt" war, sondern ihr Leben weiterhin maßgeblich bestimmt hat: Jesse hat ein Buch über die Begebenheit geschrieben - Celine immerhin einen Song - und beide messen ihr späteres Liebesleben an den Verheißungen der lauschigen Wiener Nacht vor neun Jahren. Also doch wieder die große, tragische Liebesgeschichte. Wie schade! Dabei hatte (für mich) doch gerade das flüchtige Glück kurzer, intensiver Begegnungen in "Before Sunrise" seine Lobeshymne gefunden.
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Alice im Wunderland
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Vergewaltigung der Vorlage
26.03.2010
In einer Rezension zum Film las ich: "Alice macht sich auf eine fantastische Reise, um ihre wahre Bestimmung zu finden und das Terrorregime der Roten Königin zu beenden. Die Geschichte ist beliebt wie bekannt."
Wie bitte? DIESE Geschichte ist weder beliebt noch bekannt. Das ist vielmehr die banale Schwarz-Weiß-Gut-gegen-Böse-Geschichte, die sich Burton aus ein paar Figuren der Alice-Bücher zusammengestrickt hat. Mit der literarischen Vorlage hat sie über diese Figuren hinaus nichts zu tun.
Mit der Neu-"Verfilmung" ist aus einem phantasievollen Nonsense-Roman, dessen Charme gerade darin besteht, ganz traumähnlich KEINE stringente Geschichte zu erzählen, ein phantasieloser Fantasy-Film geworden, dessen Handlung so abgenutzt wie stupide und vorhersehbar ist. Eine Vergewaltigung mit resultierender vollkommener Entstellung der Romanvorlage!
Außerdem: Alices Emanzipation in der realen Welt, zu der sie durch den Sieg über das Regime der Roten Königin in ihrem Traum findet, führt nicht nur dazu, dass sie die für sie vorgesehene Verheiratung ausschlägt, sondern auch dazu, dass sie sich als britische Kolonialherrin aufmacht, um fremde Länder auszubeuten. Na, herzlichen Glückwunsch!