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Immer adrett: der Geschichtenerzähler Alexander Bach
Foto: Max Schmidt

Flucht vor der Gemütlichkeit

24. November 2016

Mit Alexander Bach, der Akte x-mas und Anny Hartmann – Komikzentrum 12/16

Alexander Bach lässt Weihnachten in die Wohngemeinschaft einziehen. Er ist kein Punk, sondern ein wohlerzogener junger Mann im schwarzen Anzug mit Krawatte, der seine Lesung namens „Winterwunderliches“ (am 21. in der Wohngemeinschaft, Richard-Wagner Str. 39) mit einem warmen Schal vergleicht, der vor klirrender Kälte schützen würde. – Immer noch besser als Em-eukal-Tropfen oder ähnlich bittere Medizin, mit deren Hilfe die „weite, weiße Innenwelt der Vorfreudigen“ zutage gefördert werden soll.

Nach seinem denkwürdigen Ausflug „Spreadin’ the Night“ in die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, der immer wieder zum Backstein-großen Walkmen mit Ein- und Austasten und zu Frank Sinatra und dessen mitreißenden Songs führte, wird’s nun – wenn der Eindruck nicht täuscht – eher heiter bis besinnlich. Dabei besteht Bachs singuläre Stärke im mündlichen Erzählen – nicht im Vorlesen. Das können andere auch. Lassen wir uns also überraschen.

Mit einem „etwas anderen Weihnachtsabend“ will dagegen Zeno Diegelmann alias Tim Boltz am 15. im Senftöpfchen-Theater auf das Fest einstimmen, während der gemeine Kölner noch auf der Suche nach originellen Geschenken durch die naheliegenden Läden und über die Weihnachtsmärkte pest. „Oh Pannenbaum“ heißt sein Sprachspiel-verliebter Versuch, um dem Gemütlichkeits-Terror zu entfliehen – in Gesellschaft der Pianistin Corinna Fuhrmann – und mit neuen Erkenntnissen rund um die Geburt des lieben Jesulein aufzuwarten. Oder wussten Sie, dass der Neugeborene einen Zwillingsbruder namens Jens hatte?

Noch unfeierlicher geht es bei der Akte x-mas (am 21. im Bonn-Beueler Pantheon und am 22. in der Kölner Comedia) zu. Da hauen Ruhrgebiets-Matadore und -innen (Fritz Eckenga, Claus Dieter Clausnitzer, Katinka Buddenkotte, Torsten Sträter, Andy Strauß, Björn Jung, Paul Wallfisch, Jenny Bischoff, Ulrich Schlitzer und Charlotte Brandi) nach einer Idee von Thomas Koch auf den Weihnachtsbaum, dass die Nadeln zu zittern beginnen und Robert Gernhardt, Bernd Eilert und Piet Knorr ihre helle Freude („Erna, der Baum nadelt!“) gehabt hätten, so sie noch lebten.

„Das wird keine ‚Stille Nacht’!“ kündigen Koch und Ensemble an – und man glaubt ihnen aufs Wort. Das wird vielmehr eine respektlose Weihnachtsrevue, in deren Verlauf es viel zu lachen gibt. „Feierliche Stimmung trifft auf Feiern und Stimmung! Wortgewaltige, aber einfühlsame Bühnenmenschen mit klassischer Weihnachtsliteratur treffen auf Wortakrobaten, Poetry Slammer und Musiker, die sich der Wahrheit über den Weihnachtswahnsinn verschrieben haben.“

Nicht viel zu lachen gibt es dagegen am 13. und 14. im Theater 509 im Bürgerhaus Stollwerck, wo Anny Hartmann mit „Schwamm drüber?“ zum wiederholten Mal „das Allerletzte“, also einen besonders beschämendem Jahresrückblick, präsentiert – voller entsetztem Staunen darüber, was die vergangenen Monate uns so alles beschert haben: eine Fußball-EM, Landtagswahlen und die Frauenquote in den Vorstandsetagen. Den Frauenhäusern fehlt es an Geld – das will Frau Hartmann ändern – mit ihren Benefizvorstellungen, zu denen möglichst viele ZuschauerInnen kommen mögen. Es lohnt sich in vielerlei Hinsicht – verspricht hoch und heilig die Ihnen stets ergebene

ANNE NÜME

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