Sommer 1990. Maren (Sandra Hüller), ihr Ehemann Robert (Max Riemelt) und der wieder aus dem Westen zurückgekehrte Volker (Ronald Zehrfeld) wissen nicht so recht, wie es in ihrem Leben nun nach dem Ende der DDR weitergehen soll. Genosse Markowski (Peter Kurth) weiß von einem staatlichen Endlager für die nun ungültig gewordene Ostmark und verschafft dem Trio Zugang zu den Millionen. Noch wenige Tage bleiben, in denen man Ostmark in Westmark umtauschen kann. Windige Geschäftsleute aus dem Westen, die die DDR-Bürger nun mit Mikrowellengeräten und Videorekordern versorgen wollen, nehmen dafür auch gerne noch Ostmark an. Bald blüht im Viertel der Handel mit Westwaren, denn die vier Rädelsführer wollen sich selbst nicht bereichern, sondern der gesamten Gesellschaft zurückgeben, was ihnen der Staat jahrzehntelang verwehrt hatte. Natja Brunckhorsts neue Komödie „Zwei zu Eins“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Odeon, Rex, UCI, Weisshaus) basiert auf tatsächlichen Vorkommnissen, die sich unmittelbar nach der Wende in Halberstadt in Sachsen-Anhalt zugetragen haben. Südlich der Stadt befand sich das „Komplexlager 12“, das nach dem Zusammenbruch der DDR als Endlager für die nun ungültig gewordene Ostmark genutzt wurde. Banknoten im Wert von rund 620 Millionen Ostmark wurden dort von der NVA entsorgt, aber einige clevere Bürger wussten von diesem Versteck und haben die Scheine rucksackweise daraus stibitzt, um sie noch in Westmark umzutauschen. Natja Brunckhorst nutzt diesen formidablen Jux als Grundlage für eine prominent besetzte Typenkomödie, die mit Elementen des Caper-Movies beginnt und schließlich immer unglaublichere Ausmaße annimmt – und bei der die Realität den Einfallsreichtum von Autoren mal wieder gehörig in den Schatten stellt. Die illustre Starbesetzung, die in den zentralen Rollen ausnahmslos aus Schauspielern aus Ost-Deutschland besteht, ist mit viel Spielfreude und Engagement bei der Sache.
Außerdem neu in den Kinos: RP Kahls mehrstündige Theateradaption „Die Ermittlung“ (Cinenova, in der 3- und 4-Stunden-Fassung), Gabriele Roses Künstlerdoku „Bernhard Hoetger - Zwischen den Welten“ (Odeon), Kuba Czekajs psychedelischer Trip „Lipstick on the Glass“ (Filmhaus, auch in OmU) und Jasmin Herolds und Michael David Beamishs Doku „The Gate - Ein Leben lang im Krieg“ (ab 1.8. im Filmhaus). Bereits am Mittwoch startet Shawn Levys Marvel-Abenteuer „Deadpool & Wolverine“ (Autokino Porz, Cinedom, Cineplex, Residenz, UCI, OV im Cinedom, Cineplex und UCI).
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