My Summer of Love
Großbritannien 2004, Laufzeit: 86 Min.
Regie: Pawel Pawlikowski
Darsteller: Nathalie Press, Emily Blunt, Paddy Considine, Dean Andrews
"My Summer of Love" von Pawel Pawlikowski
Mona lebt mit ihrem älteren Bruder Phil, der sich nach einem Gefängnisaufenthalt zu einem religiösen Fanatiker gewandelt hat, zusammen. Als Mona die Bekanntschaft mit Tamsin macht, einer Tochter aus wohlbehütetem Elternhaus, beginnt zwischen den beiden eine romantische Sommerliebe.
Gegensätze ziehen sich an. Jene über Jahrhunderte gereifte Weisheit kann auch heutzutage noch so manche Liebe knapp auf den Punkt bringen. In Pawel Pawlikowskis zweitem großen Spielfilm nach "The Last Resort", dem Festival- und Akademieliebling des Jahres 2000, geht es letztlich auch um nichts anderes als das gekonnte Zusammenspiel zwischen eigentlich völlig konträren Personen oder Situationen. Das Grundgerüst für seinen Film hat der polnische Regisseur dem gleichnamigen Roman von Helen Cross entlehnt.
Nicht nur die weltfremde, aus ärmlichen Verhältnissen stammende Mona und die belesene, verwöhnte Tamsin bilden in "My Summer of Love" ein nicht zu übersehendes Antagonistenpaar. Schon in den ersten Einstellungen baut Pawlikowski einen bemerkenswerten visuellen Kontrast zwischen Mona und ihrem Bruder Phil auf. Während der Bekehrte mit seinen Anhängern in einem hell erleuchteten Raum einer ehemaligen Kneipe ein Séance-ähnliches Gebet abhält, bei dem er schließlich in Trance fällt, zeigt die Kamera Mona im Gegenschnitt im Halbdunkel des Bar-Inventars. Mona raucht, trinkt und hat Sex - lebt also ein Leben jenseits der Hingabe zu Gott, die Phils Dasein dominiert. Wenn sie sich schließlich über den Religionsfanatismus ihres Bruders lustig macht und die vom Teufel Besessene spielt, erinnert sie nicht nur rein physisch an Sissy Spacek in der Stephen-King-Verfilmung "Carrie - Des Satans jüngste Tochter". Hier wie da leidet die Protagonistin unter der Doppelmoral ihrer nächsten Verwandten, die Nächstenliebe predigen, es aber an wahrer Zuneigung mangeln lassen. In Tamsin scheint Mona all das zu finden, was sie bislang vergeblich gesucht hatte - eine Seelenverwandte und den Schlüssel für ein neues, ereignisreiches Leben. Dass dieser Liebe unter Teenagern keine Zukunft beschert sein kann, erschließt sich schon aus dem Titel des Films. Doch die subtile, einfühlsam inszenierte Geschichte kann mit ihren erfrischenden, unverbrauchten Darstellern den Zauber einer besonderen Sommerliebe spielerisch-leicht Gestalt annehmen lassen.
(Frank Brenner)
Wenn Kino Schule macht
Die Reihe Filmgeschichte(n) spürt Schulgeschichten auf – Festival 05/24
Ernster Mai
Der Frühling schwemmt viele Dokumentarfilme ins Kino – Vorspann 05/24
Prominente Drehorte
Der Verein Köln im Film zeigt in Köln gedrehte Spielfilme – Festival 05/24
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
Show halt
Die Sache mit dem Oscar – Vorspann 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Schöne Aussichten im Kino
Der Festivalauftakt in Berlin verspricht ein gutes Filmjahr – Vorspann 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Rechtsextreme Terroranschläge
„Einzeltäter Teil 3: Hanau“ im Filmhaus – Foyer 02/24