Lost in Translation
USA 2003, Laufzeit: 102 Min., FSK 6
Regie: Sofia Coppola
Darsteller: Bill Murray, Scarlett Johansson, Giovanni Ribisi, Anna Faris, Fumihiro Hayashi, Catherine Lambert
Sofia Coppola ("The Virgin Suicides") hat ihren neuen Film in Japan gedreht. 90 Prozent der Filmcrew waren Japaner, viele davon ohne Englischkenntnisse. Mit solchen Drehbedingungen hat sie es sich nicht einfach gemacht, doch der Effekt legitimiert alle Mühen. Denn sie hat sich und ihr Team in eine Situation gebracht, die der der Protagonisten ihres Films entspricht. Auf diese Art strahlt der unspektakuläre Film in jeder Szene, in jeder Einstellung die Stimmung von Bob und Charlotte aus.Den alternden Schauspieler Bob Harris verschlägt es für den Dreh eines Werbespots nach Tokio. Vom Jet-Leg geplagt und den vorwurfsvollen Anrufen seiner Frau gepeinigt, schleicht er durch die Gänge seines luxuriösen Hotels. Dort trifft er Charlotte, die ebenfalls etwas verloren als 'Anhängsel' ihres für einen Fotoauftrag nach Tokio gereisten Ehemannes durch das Hotel geistert. In ihrer Zweck-Gemeinschaft versuchen sie als Verbündete die Unwägbarkeiten des japanischen Alltags zu meistern - Sprachprobleme sind da beinahe noch das geringste Problem. In dieser alles Bekannte in Frage stellenden 'Diaspora' kommen bei ihnen existentielle Zweifel am eigenen Weg zu Tage ? und die beiden kommen sich dabei langsam näher.Jeder, der einmal alleine in der Fremde war, kennt diese Stimmung: man kommt sich verloren vor, wird auf grundsätzliche Fragen zurückgeworfen und findet in Menschen aus dem eigenen Kulturkreis Verbündete, auch wenn diese in der Heimat kaum Freunde werden könnten. Doch dort rettet man sich gemeinsam aus der Verunsicherung, indem man sich über die ungewohnte Kultur amüsiert. Das ist so albern, wie es in der Praxis eine angemessene Reaktion ist. Im Film bekommt dieses lächerlich machen der fremden Kultur durch Harris' Penetranz allerdings auch einen unangenehmen, arroganten Beigeschmack.Das ist allerdings der einzige Makel dieses souverän Stimmungen einfangenden Films: Der überraschend mit Bill Murray ("Und täglich grüßt das Murmeltier") besetzte Harris trägt mit traurigem Blick die Melancholie, die den gesamten Film durchweht. Eine somnanbulische Stimmung von Verloren- und Verlassenheit wurde selten so elegant umgesetzt, wie hier in den Räumen eines Tokioter Luxushotels.
(Christian Meyer)
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