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Kleine Missgeschicke
Dänemark 2001, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Annette K. Olesen
Darsteller: Jorgen Kiil, Maria Würgler Rich, Jannie Faurschou, Henrik Prip, Jesper Christensen, Karen-Lise Mynster, Tina Gylling Mortensen

Ein Idyll scheinbar : am abendlichen Esstisch simuliert der Vater einen Blitztod. Man lacht erleichtert, als er sich wieder erhebt. Doch bald darauf schon befindet er sich wirklich im Krankenhaus. Die Zeit des Spiels ist vorbei. Schlimmer noch : die Mutter, Integrationsfigur dieses dänischen Familie am Stadtrand Kopenhagens, stirbt. Sie war es, die die Welt des schönen Scheins bisher zusammenhielt. Ihr plötzlicher Tod wirft die Familie in Ratlosigkeit bis Panik (« Hat Vater eine Lebensversicherung ? »). Schwellende Konflikte brechen auf : die etwas linkische Nesthäckchentochter krallt sich noch enger an den Vater, ihre lesbische, in ihrer Künstlerexistenz stark verunsicherte Schwester wirft ihr schlicht Inzestwünsche vor, der arbeitsabsorbierte Sohn dümpelt in einer Ehekrise, und auch in der Familie des Onkels hängt der Ehefrieden tief : während er seine vorgezogene Rentenzeit fröhlich mit ausgiebigen Fernsehabenden zu gestalten beginnt , sagt seine langjährige Treue ihm schlicht Adieu. Es reiche. Ratlosigkeit allüberall : einem Kind, das nach dem Sinn des Todes fragt, gibt man zur Antwort : »Du wirst zu Asche, das ist alles ». Kleine Missgeschicke, wie der Titel schon sagt. Ein undogmatischer Dogma Film zwischen englischer Sozialdramaturgie a la Mike Leigh und Ken Loach und Katastropheneuphorie a la Lars von Triers bringt dieses unfröhliche Ensemble der Antihelden und Durchschnittlichen auf engsten Raum zusammen. Die Kamera folgt in Nahansicht den kleinen und grossen Katastrophen, aber auch den humoristischen und schlicht drolligen Momenten. Die Familie als fragwürdiger Angel- und Schlüsselpunkt des Lebensglücks, zugleich fragil und glücksverheissend, hier wird sie erneut aus sicherer Distanz für den Zuschauer bestaun- und geniessbar. All diese Figuren haben einen hohen Wiedererkennungswert. Das Gewöhnliche wird zur unterhaltsamen Schaubude. Entscheidend ist, dass in der gezeigten Fülle der Ereignisse ungeahnte Flexibilitätsräume entstehen. Die ständig neuen Situationen schaffen eine Lebensdynamik selbst unter Umständen der bürgerlichen Kleinfamilie. Dies mag der eigentliche Unterschied zum eher dumpfen Rhythmus des Real-Life sein. Wohl nicht zuletzt deshalb gefällt dieser Film der Dänin Annette K. Olesen, die ihren Schauspielern viel Spielraum zur Improvisation und Rollengestaltung liess und sie sensibel auf ihren unsicheren Pfaden begleitete. Die Einbrüche in diese falschen Idylle, hauchdünnen Lebensphilosophien und künstliche Normalitäten werden von Olesen eher lustvoll ausgetragen. Jenseits von Fatalismus und Schockeffekten gewinnt man eine Welt lieb, die einfach zu normal ist, um unsympathisch zu sein. So siegen am Ende auch die Kraft eines Neuanfangs und die kleinen Momente aufbrechender Lebensfreude.

(Dieter Wieczorek)

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