Die Herrlichkeit des Lebens
Deutschland, Österreich 2022, Laufzeit: 99 Min., FSK 6
Regie: Georg Maas, Judith Kaufmann
Darsteller: Sabin Tambrea, Henriette Confurius, Daniela Golpashin
>> www.majestic.de/die-herrlichkeit-des-lebens/
Intensives historisches Liebesdrama
Kafka und Dora
„Die Herrlichkeit des Lebens“ von Georg Maas und Judith Kaufmann
Noch im 21. Jahrhundert gilt der in Prag, im damaligen Österreich-Ungarn, geborene Franz Kafka (1883-1924) als einer der weltweit meistgelesenen deutschsprachigen Autoren. Die Faszination für seine Schriften, denen man mit „kafkaesk“ sogar ein eigenes Adjektiv verpasste, ist nach wie vor ungebrochen. Wäre der Schriftsteller nicht so jung an den Folgen seiner langjährigen und damals noch nicht heilbaren Lungentuberkulose verstorben, hätte er der Nachwelt sicherlich noch viele weitere lohnenswerte Arbeiten hinterlassen können. Dass überhaupt so viele seiner Werke überdauert haben, ist nicht zuletzt auch seinem Freund und späteren Nachlassverwalter Max Brod zu verdanken, der sich über Kafkas letzten Willen hinweggesetzt hatte und dessen Schriften nicht, wie verfügt, vernichtete, sondern doch noch veröffentlichte – darunter auch die Fragmente des bereits 1914/15 niedergeschriebenen Romans „Der Prozess“, der heute als Kafkas wichtigste und einflussreichste Arbeit gilt. Georg Maas und Judith Kaufmann haben nun Michael Kumpfmüllers erstmals 2011 erschienenen Roman „Die Herrlichkeit des Lebens“ verfilmt, der sich mit Kafkas letztem Lebensjahr und seiner Beziehung zur Schauspielerin Dora Diamant befasst.
Kafka (Sabin Tambrea) ist im Sommer 1923 bereits ein kranker Mann, als er sich zur Erholung im Ostseebad Müritz aufhält. Dort macht er die Bekanntschaft mit der aufstrebenden, 15 Jahre jüngeren Schauspielerin Dora Diamant (Henriette Confurius), die den charmanten Erzähler schnell in ihr Herz schließt. Die beiden verbindet nicht nur die gemeinsame jüdische Religion, auch gesellschaftlich und menschlich gibt es etliche Berührungspunkte. Dora erfährt schon bald, dass Kafka ein todkranker Mann ist, möchte aber trotzdem an seiner Seite bleiben und lässt sich auf eine Beziehung mit ihm ein. Das ist Kafkas Eltern in Prag ein Dorn im Auge, und als sich der Gesundheitszustand des Schriftstellers verschlimmert, besorgen sie ihm einen Platz in einem Sanatorium in Niederösterreich, fern von Berlin, wo das Paar in den letzten Monaten gemeinsam in einer kleinen Mietwohnung gelebt hatte.
Die beiden Filmemacher entspinnen in „Die Herrlichkeit des Lebens“ eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, in der die Bekanntheit des Protagonisten ein Stück weit sogar in den Hintergrund rückt. Als Zuschauer erfährt man nur wenig über die Vorgeschichte Kafkas, der zu diesem Zeitpunkt bereits seit rund 15 Jahren literarisch tätig war, der breiten Bevölkerung allerdings nach wie vor unbekannt. In der Romanvorlage und in dieser Verfilmung geht es demnach vielmehr um die von tiefer gegenseitiger Sympathie und Vertrauen getragenen Beziehung zwischen Kafka und Dora Diamant. Letztere ist darüber hinaus auch charakterlich höchst spannend, da sie in ihrer für die damalige Zeit äußerst selbstbewussten und feministischen Art aus der breiten Masse herausstach und deswegen einem heutigen Publikum eine erstaunlich moderne Identifikationsfigur bietet.
(Frank Brenner)
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
„Wir erlebten ein Laboratorium für ein anderes Miteinander“
Carmen Eckhardt über „Lützerath – Gemeinsam für ein gutes Leben“ – Portrait 05/24