Wenn das Jetzt unendlich wäre, könnte es auch später stattfinden. Mit „Jetzt aber später“ setzt Julie Pfleiderer die Livehörspielreihe „Die Stimmen der Dinge“ im King Georg fort. Die Performerin und Filmemacherin konstruiert, so die Ankündigung, ein „Zeitloch aus Gedanken und Geräuschen“, in dem wir die Orientierung verlieren sollen. Es sind die Übergänge zwischen dem Realen und Fiktiven, Vergangenem und Gegenwärtigem, Allgemeinem und Spezifischem, die Julie Pfleiderer interessieren. Im vergangenen Jahr bereits entstand ihr Kurzfilm „Infinite Jetzt“, eine Studie über die vermeintliche Austauschbarkeit von Situationen und Orten am Beispiel von drei international vernetzten Künstlern. Und im Februar hat sie zusammen mit Dianne Weller in Brüssel die Performance „For Your Ears Only“ herausgebracht. Auf der Basis von Geräuschen eines Stücks der Gruppe Superamas und den Bemerkungen von drei Theaterkritikern entstand in der Imagination der Zuhörer ein neues Stück.
Eine Filmemacherin steht im Mittelpunkt von Falk Richters und Anouk van Dijks „Nothing Hurts“. Die junge Frau ist ihr eigener Crash Test Dummy in einer konsumistisch abgepolsterten Gesellschaft, deren vermeintliches Sicherheitsbedürfnis immer weiter steigt und die einen Mantel mentaler Unverletzlichkeit um ihre Mitglieder legt. Der Exzess, der Zusammenprall, die Verwundung wird zur neuen Sehnsucht, um sich selbst zu erfahren. Eine Erfahrung, die auch die Selbstpreisgabe einschließt. Falk Richter, um den es inzwischen etwas ruhiger geworden ist, hatte sich 1999 mit der Choreografin Anouk van Dijk zusammengetan, um diese Performance zwischen Tanz und Schauspiel zu realisieren. Ein Stück, das bis in seine Formulierungen den Zeitgeist der Jahrtausendwende ausströmt und das die junge Regisseurin Andrea Imler am Schauspiel Köln jetzt auf seine Gegenwartstauglichkeit untersucht.
Für die junge Gruppe mind.break.company dürfte der 46-jährige Falk Richter wahrscheinlich schon den Stempel der Vatergeneration tragen. Frühe Nuller Jahre eben. Die Virtualisierung der Kommunikation, die bei Richter subkutan mitschwingt, ist für die Generation der Twentysomethings Alltag, digitaler Alltag. Sascha Klein, Kevin Kader und Fabian Regel machen sich, wie sie in ihrer Ankündigung zu ihrem Stück „post:like:me“ ironisch anmerken, auf die Suche nach dem „Quellcode unseres sozialen Miteinanders“. Der Generationensprung zu Richter liegt in der Weigerung, den Digital Native mit „drögen Entfremdungsszenarien“ oder gar Realitätsamputation zu stigmatisieren. Verlustbeschreibungen stehen unter ideologischem Verdacht, der schlicht die Wirklichkeit ignoriert. Mind.break.company sind die Gewinner des Regiewettbewerbs, dendie studiobühneköln und KölnAlumni – Freunde und Förderer der Universität zu Köln e.V. alle zwei Jahre ausschreibt. Sie schlugen 14 Mitbewerber aus dem Feld und dürfen nun ihre erste Produktion realisieren.
„Die Stimmen der Dinge II: Jetzt aber später“ | R: Julie Pfleiderer | 26.-28.11. 20 Uhr | King Georg | 0177 654 54 68
„Nothing Hurts“ | R:Andrea Imler | 18.12. 20 Uhr | Schauspiel Köln | 0221 22 12 84 00
„post:like:me“ | R:Klein/Kader/Regel | 25.-29.11. 20 Uhr | Studiobühne | 0221 470 45 13
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