Xhafer stammt aus dem Kosovo, lebt mit seiner Frau und seinen Kindern aber schon seit Jahren in Deutschland. Nun mehren sich die Vorfälle, die darauf schließen lassen, dass Xhafer gemobbt wird. Doch sind es wirklich rassistische Motive, oder liegt es an Xhafers Charakter? Sieht er Gespenster, oder ist wirklich was dran an den Verdächtigungen? Mit seinem zweiten Spielfilm „Exil“ (Cinenova) hat Visar Morina eine beunruhigende Sozialstudie geschaffen, die den Zuschauer zum genauen Beobachten und Interpretieren einlädt. Der selbst aus dem Kosovo stammende Regisseur kennt die Befindlichkeiten von Migranten in Deutschland und kann uns deren Situation und Gedankenwelt deswegen mit den Mitteln des Psychothrillers eingängig vermitteln.
Nachdem sie die Hundetrainerin Nadin Matthews bei einem Aggressions-Seminar in einer JVA beobachtet, will Connie Walther einen Film über Gewalt inszenieren. Inspiriert durch den Workshop, castet sie vier ehemalige Sträflinge, allesamt Gewalttäter, entwirft neue Biografien und wirft sie in ihre kleine Arena. Dort wartet Lu (Matthews) auf sie – mit drei aggressiven Hunden, die in jedem den Feind suchen. Neben den Tieren loten die Gewalttäter ihre Grenzen aus. Lu vermittelt, fordert, provoziert, ermutigt, durchbricht Hüllen – und verfällt dabei, kostümiert wie eine Mad-Max-Amazone, auch selbst in Posen. Kühl und stilisiert entwirft Walther ihr Drama „Die Rüden“ (Filmpalette) und dringt ins Innere ihrer Protagonisten vor, spiegelt Ängste und Mechanismen der Männlichkeit. Verstörend und entlarvend.
Kyle und Mike sind seit Jugendtagen beste Freunde. Allerdings ist die Freundschaft ziemlich unausgewogen: Während Kyle der netteste und hilfsbereiteste Kerl weit und breit ist, nervt Michael mit seiner Rücksichtslosigkeit und seinem Narzissmus nicht nur Kyle. Doch vor allem der hat unter Mikes Egoismus zu leiden. Regisseur Covino steht bei diesem Episodenfilm, der einige Momente in dieser Freundschaft festhält, als Mike vor der Kamera, Kyle Marvin, mit dem Covino gemeinsam das Drehbuch geschrieben hat, spielt Kyle. Die Mischung aus sprödem Minimalismus und schwarzem Humor erinnert an die Filme von Quentin Dupieux. Allerdings fehlt der tiefschwarze Humor, und letzlich meint es „The Climb“ (Cinenova, Odeon, Rex am Ring, OmU im OFF Broadway, OV im Rex am Ring) mit seiner Erforschung der tückischen Mechanismen des sozialen Zusammenlebens nur gut mit den Menschen.
Den technischen Wegbereitern rund um Thomas Edison widmete sich erst jüngst „Edison – Ein Leben voller Licht“. Nikola Tesla war darin eher Randfigur – in diesem Drama nun rückt er in den Vordergrund. Der kroatische Erfinder (Ethan Hawke) geht 1884 in die USA und überwirft sich schon früh mit dem ungleich kommerziell ausgerichteten Edison (Kyle MacLachlan). Der Immigrant sucht seinen eigenen Weg und etabliert gemeinsam mit George Westinghouse weltweit das Wechselstromsystem. „Tesla“ (Cinedom, Cineplex, Rex am Ring, OV im Rex am Ring) ist ein kleines Biopic über ein Genie, das so genial war wie verschroben. Regisseur Michael Almereyda kennt die beiden Hauptdarsteller noch von seinem „Hamlet“ und sucht mit seinem Drama den Bogen ins Computerzeitalter – Edison und Tesla legten schließlich den Grundstein für unsere Epoche. So positioniert er seine Protagonisten auch mal vor dem Laptop, stellt sie vor die Green Screen, unterlegt seinen Reigen mit Elektro-Musik oder lässt Tesla „Tears for Fears“ singen.
Außerdem neu in den Kinos: Aritz Morenos Tragikomödie „Die obskuren Geschichten eines Zugreisenden“ (Filmpalette, Sion Sommerkino), Bettina Böhlers Doku „Schlingensief - In das Schweigen hineinschreien“ (Filmpalette, Lichtspiele Kalk, Odeon, Weisshaus) und Will Wernicks Livestream-Thriller „Follow Me“ (Cinedom, Cineplex).
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