Hamlet (1999)
USA 1999, Laufzeit: 111 Min., FSK 12
Regie: Michael Almereyda
Darsteller: Ethan Hawke, Kyle MacLachlan, Sam Shepard, Diane Venora, Bill Murray, Liev Schreiber, Julia Stiles, Karl Geary, Paula Malcomson, Steve Zahn
Moderne Shakespeare-Adaption
Raserei des Todes
„Hamlet“ von Michael Almereyda
Der beste Drehbuchautor der Filmgeschichte heisst zweifelos Shakespeare. "Romeo und Julia", "Othello", "Macbeth" und jetzt wieder "Hamlet" - wer könnte bessere Liebes- und Schicksalsdramen erfinden? Nach Regisseuren wie Laurence Olivier, Akira Kurosawa, Tony Richardson, Franco Zeffirelli und Aki Kaurismäki ("Hamlet goes Business") versuchte sich ein unbekannter, allenfalls als Kurzfilmregiseur aufgefallener ("Another Girl, Another Planet") US-Independant-Filmer namens Michael Almereyda an dem dankbaren, aber schwierigen "Hamlet"-Stoff.
"Sein oder Nichtsein" - diese Frage stellt sich in der von Almereyda als Drehbuchautor erstellten modernen Adaption als Motto in modernen New Yorker Konzern-Etagen und Edel-Lofts dar. Hamlets Vater war Präsident der "Demark Corporation". Dessen Bruder Claudius übernimmt nicht nur die Leitung des Imperiums, sondern heiratet schon zwei Monate nach dem Tod die Witwe. Als Geist erscheint dem jungen Filmstudenten der Vater und öffnet ihm die Augen: Claudius habe den Rivalen ermordet und er, Hamlet, solle Rache üben für die Bluttat und die Schändung seiner Mutter.
Seit dem Tod des Vaters ist der sensible junge Mann, dem die kalte Gefühlswelt der Familie schon immer fremd und abstoßend war, wie erstarrt. Statt zu handeln, verfällt er zunehmend in Melancholie, zaudert, kann den Auftrag des Toten nicht erfüllen. Die Liebe zu Ophelia, von der Familie missbilligt, erstickt an den starken Gefühlen. Durch ein Missverständnis tötet Hamlet ihren Vater Polonius. Sie verfällt dem Wahnsinn und begeht Selbstmord. Das Drama endet in einer Raserei des Todes.
Almereyda hat das Stück, dessen Dialoge nach dem Originaltext gesprochen werden, ohne Brüche in das New York von heute verlegt. Wie eine Ur-Soap-Opera rollt die Geschichte vor uns ab, doch im Gegensatz zur gewohnten dumpfen Fernsehkost haben der Regisseur und sein Team ein hervorragendes Schauspielerensemble zur Verfügung und verleihen dem wilden Schicksals-Szenario durch bezwingende Bildfolgen Glaubwürdigkeit und Tiefe. Ethan Hawke spielt und spricht den Hamlet mit mitreißender Leinwandpräsenz. Was auf dem Theater durch große Gesten und Deklamation funktionieren muss, gelingt ihm mit leisen Tönen. Viele Großaufnahmen lassen den Zuschauer die Qual des verzweifelten Helden geradezu physisch spüren. Nach der Lösung des Rätsels, warum Hamlet so tragisch in seinen Konflikten verstrickt bleibt, werden allerdings auch nach diesem Film die Herzen und Köpfe der Zuschauer weiter suchen müssen.
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