Hinterher ist man immer schlauer. Eine beliebte Phrase, die aber keine vorherige Ignoranz rechtfertigt. Mindestens vier Dekaden voller wissenschaftlicher Mahnungen sind vergangen, angesichts der menschengemachten Erderwärmung Treibhausgas-Emissionen zu verringern. Passiert ist – mit Verlaub – so gut wie nichts. Die verheerenden Hochwasser lenken den Blick nun verstärkt auf die fortschreitende Flächenversiegelung, eine veraltete Kanalisation oder überkommene Flussbegradigungen; all das passt bekanntermaßen nicht zum durch die Erderwärmung gestiegenen Hochwasserrisiko, aber auch dieses Wissen hat kaum gewirkt. Es fehlt eine angemessene Infrastruktur. Auch die Hitzerekorde in Teilen des globalen Nordens sollten Grund sein, die Gesellschaften endlich auf vermehrte Extremwetter vorzubereiten und selbstverständlich weiterhin der Ursache, den Emissionen, entgegenzuwirken. Es ist beschämend genug, dass die schon seit längerem im globalen Süden wütenden Wetterphänomene dazu nicht motiviert haben. Wie radikal können sich Gesellschaften aus Einsicht wandeln? Eine schier übergroße Frage. Aber eine sinnvollere als die, ob ein einzelnes Wetterphänomen zweifellos auf die Erderwärmung zurückzuführen sei.
Das Internet begleitet uns nicht so lange wie die menschengemachte Erderwärmung. Aber auch dazu sind demokratische Entscheidungen überfällig. In seinen Anfängen konnte das Netz als Freiheits-Medium erscheinen, dem kein unterdrückerisches Regime gewachsen war. Heute gelten Daten als das neue Öl, das die Tech-Konzerne zudem gratis schöpfen. Unermesslich scheint die Macht von Google, Facebook und Co., unfassbar das Unvermögen der Politik, etwas dagegen zu tun, zermürbend Versuche, sich dem zu entziehen.
Im Monatsthema TEUFELSZEUG fragen wir, was da zu tun ist. Leitartikel diskutieren, wie der Macht der Konzerne beizukommen ist, ob der Datenfluss kontrolliert werden sollte und wie eine kompetente Mediennutzung das Beste aus dem Netz herausholt.
In Interviews erklärt der Soziologe Dominik Piétron, wie sich erste Maßnahmen gegen den Datenmissbrauch der Konzerne verbessern lassen, der Journalist Ingo Dachwitz warnt infolge des steigenden Einflusses des Google-Konzerns auf den Journalismus vor einer Selbstzensur der Medien und der Jurist Dennis Kipker rät zu einem skeptischeren Online-Verhalten.
In Köln besuchen wir die Initiative „Kameras stoppen" und in Dortmund die Initiative „Nachbar:innen gegen die Videoüberwachung", die sich gegen Polizeikameras im öffentlichen Raum richten, und in Wuppertal das Projekt „Interface Extended" gegen exzessiven Internetkonsum. Fortgeschritten sind mittlerweile die Pläne für eine globale Unternehmens-Mindeststeuer, vereinbart von über 130 Staaten. Wer wissen will, ob sie kommt, verfolge den maßgeblichen Streit zwischen US-Demokraten und -Republikanern. Die notorisch steuerflüchtigen Tech-Konzerne tun es gewiss.
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