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Chefdirigentin Inga Hilsberg
Foto: Magdalena Spinn

Aufruhr im Konzern

30. August 2018

Kammeroper: „Orpheus in der Unterwelt“ von heute – das Besondere 09/18

Seit fast 200 Jahren hat Hades in der Unterwelt ein Problem. Denn dort werfen die Seelen jetzt ihre Beine im Can-Can-Takt des Operettenkönigs Jacques Offenbach. Wenn schon keine Rückkehr aus dem Totenreich, dann wenigstens ein bisschen Orpheus-Hype. Das hat sich auch die Kammeroper Köln gedacht, die mit diesem Höllenspektakel ihre neue Spielzeit eröffnet. Offenbach, ein Kölner Jung, hat zwar erst am 20. Juni 2019 seinen Jubel-Geburtstag, aber die Rheinländer feiern ja eh alles lang und exaltiert. Und so kam eigentlich auch nur die berühmte Operette „Orpheus in der Unterwelt“ in Frage, die schon bei der Uraufführung 1858 in Paris zu tumultartigen Begeisterungsstürmen führte. Auch weil es der erste Mehrakter war, den er in seinem Theater Bouffes-Parisiens zeigen durfte.

Das Libretto ist eigentlich ein Sampler der griechischen Sage von Orpheus und Eurydike, Offenbachs Texter, darunter auch Johann Nepomuk Nestroy (Häuptling Abendwind), machten daraus auch eine böse Anspielung auf die damalige Upper-Class um Kaiser Napoleon III., was dem Volk besonders gefiel. Bis heute ist die Operette Offenbachs meistgespieltes Werk, in dem es zentral um eine zerrüttete Ehe geht.

Roland Hüve inszeniert das in Köln. Ihn treibt die Frage an, wie sich der scharfsinnige Esprit der Operette in die heutige Zeit übersetzen lässt. Andere Zeit, andere Unterwelten: Schwupps. Er versetzt gemeinsam mit Ausstatter Darko Petrovic die Handlung in einen dubiosen Großkonzern. Und dafür brauche es keine Göttertravestie mehr. Das sehen die Aufsichtsräte sicher anders, die ja auch schon mal nach Sitzungen in diversen Lokalen gesichtet wurden, um dem jeweiligen Ehejoch zu entfliehen. Schließlich herrscht bei den selbsternannten Göttern auf dem Wirtschafts-Olymp auch Langeweile und Überdruss. Wie es ausgeht? Das weiß man erst nach Nummern wie „Als ich einst Prinz war in Arkadien“ oder dem bereits erwähnten Höllen-Can-Can, die Dirigentin Inga Hilsberg mit dem Orchester Kölner Symphoniker über die Bühne donnern lässt. Aufruhr im Olymp hin oder her.

„Orpheus in der Unterwelt“ | R: Roland Hüve | 29.9.(P), 13.10. 19 Uhr, 30.9. 16 Uhr, 5.10. 19.30 Uhr, 7.10. 18 Uhr | Kammeroper Köln | 02238 956 03 03

PETER ORTMANN

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