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Die Flüchtlingshilfe schafft Räume, in denen man einander begegnen kann
Foto: Peter Krieg

Von Behördendeutsch bis Einbürgerung

29. November 2022

Wuppertals Flüchtlingshilfe Nordstadt – Teil 3: Lokale Initiativen

Die Nordstadt stand schon immer für eine gute Vernetzung der Stadtteile untereinander. Als es 2015/2016 hieß, Flüchtlinge kommen ins Viertel, war schnell klar, die Menschen vor Ort wollen etwas tun. So entstand aus einer gemeinsamen Veranstaltung mit 100 Teilnehmenden langsam, aber sicher die Initiative Flüchtlingshilfe Nordstadt.

Doch zu Beginn gab es einige Hürden zu überwinden. Nach der Ankunft der Flüchtlinge wurde die Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Ölberg stark nach außen abgeschottet. Viel Security und wenig Abstimmungsmöglichkeiten behinderten in der alten Schule Hufschmied Straße, die vorher leer gestanden hatte, zunächst das Engagement der Anwohner:innen.

Arztbesuche und Familiennachzug

Vereinzelt entstand nach und nach Kontakt zu syrischen Flüchtlingen, die bereits eine Wohnung gefunden hatten. Im Januar 2016 bekam die Initiative schließlich die Möglichkeit, in der Alten Feuerwache dasCafé anzumieten, um es einen Tag in der Woche zu nutzen. Die Vermutung lag nahe, dass die Nachfrage groß sein würde, die Sprache zu lernen oder Behördenangelegenheiten klären zu können. Eberhard Fahle, Mitinitiator der Flüchtlingshilfe Nordstadt erinnert sich noch gut: „Wenn man einen Brief bekam, in dem alles auf Deutsch stand, konnte man den ja gar nicht lesen.“ Daran hat sich bis heute nichts geändert. Um den Flüchtlingen den Einstieg in die Sprache zu erleichtern, übten sie gemeinsam einen Grundwortschatz Deutsch. Der Bedarf war so groß, sodass die Vergabe fester Termine allein nicht ausreichte und vieles außerhalb der Café-Öffnungszeiten organisiert wurde. Die Ehrenamtlichen unterstützten die Flüchtlingen bei der Suche nach arabischsprachigen Ärzten oder begleiteten sie zum Arztbesuch. Brauchten sie Hilfe bei der Wohnungssuche oder fehlte eine Erstausstattung, wenn erst einmal eine Bleibe gefunden war, organisierten die Helfer auch Geschirr oder Möbel für die neue Wohnung. Ging es anfangs um nicht verständliche Amtsbriefe, stehen nun Fragen nach Einbürgerung oder Familiennachzug im Mittelpunkt. Das Team ist auch damit weiterhin voll ausgelastet.

Etwas zurückgeben

Für viele Flüchtlinge ist das Begegnungscafé inzwischen feste Anlaufstelle. Sie kommen seit Jahren, auch ohne konkretes Anliegen einfach nur auf einen Kaffee vorbei. Eberhard Fahle und die sechs ehrenamtlichen Mitarbeiter freut das besonders.

Da man sie so liebevoll willkommen geheißen hat, wollten einige der syrischen Flüchtlinge, die um das Jahr 2016 herum in Deutschland ankamen, nun selbst etwas zurückgeben. Sie schlossen sich als die Weißen Herzen Wuppertals zusammen und engagieren sich nun selbst im Viertel, indem sie z.B. für Menschen, die in einer Notlage sind, Wohnungen renovieren und Umzüge organisieren.

Ukrainische Flüchtlinge haben den Weg zur Flüchtlingshilfe Nordstadt bislang nochnicht gefunden. „Die meisten Leute, die zu uns kommen, geflüchtete Menschen oder Menschen mit Duldung, kommen weiterhin aus Syrien und Westafrika,“ erläutert Fahle. Er vermutet, dass Menschen aus der Ukraine auf andere Strukturen zurückgreifen können oder Verwandte in Deutschland haben, die sie unterstützen. „Auch, wenn die Abläufe jetzt andere sind, hoffe ich, dass es für die Menschen gleichermaßen funktioniert und sie hier gut ankommen können,“ so der 62-jährige.


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Nina Hensch

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