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Überhitzung

23. August 2010

Land ohne Klimatechnik - Theaterleben 08/10

Während der theaterfreien Zeit wird man jährlich verlässlich mit Schwachsinnsmeldungen über das Sommerloch hinweg unterhalten: „Krokodil im Badesee gesichtet“, „Erste ipad-Rede im Bundestag“, „Vuvuzela blasen hilft bei Menstruationsschmerzen“ oder „Krake Paul wird spanischer Ehrenbürger“. Das entlockt ein Schmunzeln, und man weiß, es ist hierzulande nichts wirklich Schlimmes passiert. „Klimaanlagen der deutschen Bahn funktionieren nur bis 32 Grad“. Schon wieder ein Witzbold am Werk? Nicht witzig, hat man einmal das Versagen der deutschen Kühltechnik in einem der hochgerüsteten ICE-Züge am eigenen Leib miterlebt. Folgt dann noch die Meldung: „Klimawandel schuld am Versagen der Deutschen Bahn“, weiß man spätestens, dass im Land der Dichter und Denker nicht mehr alle ganz dicht sind.
So ist es ja auch neuerdings in NRW möglich, dass SPD und GRÜNE trotz fehlender Mehrheit eine sogenannte „Minderheitsregierung“ bilden. Komischer Begriff von Demokratie, dass aus der Minderheit die Mehrheit regiert werden soll: „Koalition der Einladung“ nennt man diese Mogelpackung, die nur unter Einbeziehung der LINKEN überhaupt funktionieren kann. Vielleicht zu viel ICE gefahren, die Genossen. Was der Regierungswechsel für die Kultur in Köln bedeutet, denn diese ist sehr abhängig vom Land, ist noch offen: Ute Schäfer, heißt die neue Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport, die einen Schwerpunkt vor allem bei der kulturellen Bildung setzen und dafür eintreten will, dass die Kulturausgaben des Landes, wenn schon nicht erhöht, dann doch zumindest nicht gekürzt werden. Von der letzten SPD-geführten Landesregierung unter Peer Steinbrück, der auch Frau Schäfer angehörte, war man da leider anderes gewohnt. Der Kulturetat des Landes wurde damals geradezu verstümmelt und über etliche Jahre durch die CDU-Landesregierung mühsam wieder etwas hochgepäppelt. Ja, für den einen oder anderen kulturaffinen Mitmenschen ist dies eine äußerst unbequeme Wahrheit. Auch die Grünen haben sich auf Landesebene bisher nicht sonderlich als kulturelle Gutmenschen profiliert. Aber es ist ja noch nicht aller schwüler Düsseldorfer Tage Abend. Als wichtig und ernstzunehmender einzustufen ist Ute Schäfers Ankündigung, dass sich die neue Landesregierung für eine Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Kommunen einsetzen will, damit diese wieder stärker auch in Kultur investieren können. Seit Jahren bluten die Gemeinden zu Gunsten von Land und Bund aus. Dies ist in der Tat eine Entwicklung, die es umzukehren gilt. Anyway, es bleibt abzuwarten, ob sich SPD und GRÜNE auf Landesebene kulturpolitisch geläutert präsentieren, und was nach der einen oder anderen schweißtreibenden ICE-Fahrt von Düsseldorf nach Berlin von den hehren Vorsätzen der Minderheitskoalitionäre übriggeblieben sein wird ... BON VOYAGE!

Jörg Fürst

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