Vor fast genau vierzig Jahren starb in Rom Fellinis genialer Drehbuchautor Ennio Flaiano. Flaiano arbeitete an unzähligen Drehbüchern mit und verfasste bereits in jungen Jahren den Roman „Alles hat seine Zeit“. 1969 widmete man ihm in einer Seitenstraße Roms ein eigenes kleines Theaterchen. In Notizen und Erzählungen lobte Flaiano immer wieder die außergewöhnliche Kraft einer abendlichen Vorstellung. Er glaubte fest an die Inspiration durch einen Menschen, der jetzt leibhaftig, im Schweiße seines Angesichts, zu einem spricht und spielt.
Wer außerhalb Kölns auf die Domstadt zu sprechen kommt, nennt sehr bald die „vielfältige Kulturlandschaft“ als charakteristische Eigenschaft. „Ihr habt doch soviele wunderbare Theater...“ Es gibt eine Menge Menschen, nicht selten weit abseits der Politik und des sogenannten öffentlichen Lebens, die die Kölner Bühnen, vor allem auch die Off- und Privattheater, lieben. Ja, lieben. Man muss es so klar sagen, um diejenigen aufzuwecken, die nur von Kürzungen schwafeln können und Kulturmachen mit Bürotürmen oder Karnevalsgesellschaften verwechseln. Es gehört ins Stammbuch: Das einzig Großstädtische an einer Metropole sind und bleiben ihre kleinen Theater. Wo sonst wird noch unabhängig gedacht, wo sonst lobt man noch die Liebe und das Außenseitertum, setzt auf Stücke statt Tweets? In Hinterhöfen und Kellern wird mehr geleistet und weiter gedacht als irgendwo sonst in dieser Stadt.
Die zwölfte Kölner Theaternacht wird das am 2.10. erneut beweisen, wenn unzählige Theatermacher neues Publikum anziehen und es mit Ausschnitten ihrer aktuellen Stücke verwöhnen. Neben den Off-Institutionen Studiobühne, FWT, Tiefrot, Keller, Bauturm und Sachsenring sind auch die umtriebigen Kabaretts Senftöpfchen, Atelier Theater und Bürgerhaus Stollwerck dabei, dazu die Comedia und das Theater am Dom, die in den letzten Monaten neue Besucherrekorde verbuchen konnten. Und Karin Beiers Schauspiehaus, das für die Stadt in den letzten Jahren so unendlich viel getan hat, ist auch mit von der Partie. Alles, was der Off-ene Theatergänger braucht, ist ein Starterticket. Danach kann er quer durch die Stadt bummeln oder auch fahren, um das nächste Häppchen zu goutieren und weiterzuziehen. Auch die „Guided Tours“ sind eine Überlegung wert. Bei ihnen geht es zu Fuß, per Fahrrad oder Taxi durch jeweils vier Theater im Belgischen Viertel, in der Südstadt oder in Kalk und im Kwartier Latäng.
12. Kölner Theaternacht I 2.10. ab 20 Uhr I Starterticket für 21 Euro ist ab sofort bei allen KölnTicket-Vorverkaufsstellen erhältlich I www.theaternacht.de
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