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Die Männerriege im Heizungskeller
Foto: Presse

Männer mit Dosen

20. Dezember 2011

Theater Tiefrot zeigt den „Männerhort“ - Theater am Rhein 12/11

Gemütlich haben sie's. Einen Raum ganz für sich, ein Sofa, den Kühlschrank bis zum Anschlag gefüllt mit Bierdosen und einen Fernseher, auf dem gerade das aktuelle Fußballspiel läuft. Was mag eine Männerseele schon mehr begehren. Eine Frau? Nein, ihren besseren Hälften sind Helmut (Volker Lippmann), Eroll (Jörg Kernbach), Lars (Dimitri Tellis) und Mario (Christian Schüler) ja glücklich entkommen. Die befinden sich alle auf die eine oder andere Weise gerade im Kaufrausch, während die Jungs diesen „Männerhort“ im Heizungskeller eines Shoppingcenters entdeckt haben.

Der in Berlin lebende Kristof Magnusson schrieb mit dieser Komödie, in der das Kind im Manne einmal voyeuristisch nach außen gekehrt wird, eines der Erfolgsstücke der Deutschen Theaterszene. Jetzt inszenierte Wolfram Zimmermann den Stoff im Theater Tiefrot unkompliziert, direkt, manchmal eine Spur zu laut, dafür pointiert, so dass die humorvolle Seite aufgefrischt wird. Das Stück ist ein eher ruppig geschreinertes Psychogramm männlicher Flucht- und Abhängigkeitsfantasien. Nie darf Mann so sein, wie Mann gestrickt ist, verspielt, triebhaft und anhänglich. Für die Frauen bleibt da nur noch die Rolle der strafenden Mutter. Um das Damenkränzchen auszuhorchen, verkleidet sich Mario als Superbraut, eine „Charlys Tante“-Einlage, die entbehrlich wirkt. Da Zimmermann flott inszeniert, fallen die Brüche in Magnussons Text aber nicht so sehr ins Gewicht.

Komödien gewinnen an Würze, wenn sie auch den Geschmack des Tragischen enthalten. Davon hat Magnusson nicht viel vorgesehen, die Inszenierung spürt aber solche dunklen Spuren in Gestalt von Volker Lippmanns Helmut auf. Er spielt die zentrale Figur des Stücks, den arbeitslosen Piloten Helmut, der bei seiner Frau herausgeflogen ist und den Kellerraum schon nicht mehr zum Vergnügen, sondern zum Überleben braucht. Volker Lippmann gibt diesem Charakter eindrucksvolle Präsenz. In seinen Gesten, seiner Sprachlosigkeit und den feinen Bewegungen, in denen sich eine verstörende Resignation offenbart, schenkt Lippmann diesem geschlagenen alten Wolf Persönlichkeit. Dafür alleine lohnt sich der Besucht des „Männerhorts“, aber gelacht werden darf trotzdem reichlich.

„Männerhort“ von Kristof Magnusson I Regie: Wolfram Zimmermann
Theater Tiefrot I Nächste Vorstellungen: 25., 26., 28. 12. (je 20.30 Uhr), 30. 12. (18 Uhr), 31.12. (21 Uhr). Dagobertstr. 32, Tel. 0221 460 09 11

Thomas Linden

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