Aus 200 eingereichten Produktionen der NRW-OFF-Theaterszene der letzten zwei Jahre hat die Künstlerische Leiterin des Festivals FAVORITEN 2010 – Aenne Quiñones – zwölf Produktionen ausgewählt, die im Rahmen des Dortmunder Festivals vom 28. Oktober bis zum 6. November gezeigt werden. Arbeiten über „urbane kulturelle Entwicklungen, die mittlerweile aktuelle Bühnenformate hervorgebracht haben, werden neben spartenübergreifende Theater- und Tanzprojekte“ gestellt, die gegenwärtige gesellschaftliche Fragen aufwerfen, um „die sich rasant verändernden Lebensbedingungen der modernen Stadt“ insgesamt zu thematisieren.
Bei einer absoluten Kölner Institution gehen zu Beginn der Spielzeit 2010/2011 die Lichter aus! Nein, es handelt sich diesmal nicht um ein Freies Theater wie den Raketenclub oder die Kunst- und Museumsbibliothek...
Während der theaterfreien Zeit wird man jährlich verlässlich mit Schwachsinnsmeldungen über das Sommerloch hinweg unterhalten: „Krokodil im Badesee gesichtet“, „Erste ipad-Rede im Bundestag“, „Vuvuzela blasen hilft bei Menstruationsschmerzen“ oder „Krake Paul wird spanischer Ehrenbürger“. Das entlockt ein Schmunzeln, und man weiß, es ist hierzulande nichts wirklich Schlimmes passiert. „Klimaanlagen der deutschen Bahn funktionieren nur bis 32 Grad“. Schon wieder ein Witzbold am Werk? Nicht witzig, hat man einmal das Versagen der deutschen Kühltechnik in einem der hochgerüsteten ICE-Züge am eigenen Leib miterlebt. Folgt dann noch die Meldung: „Klimawandel schuld am Versagen der Deutschen Bahn“, weiß man spätestens, dass im Land der Dichter und Denker nicht mehr alle ganz dicht sind.
Der Schlüssel des Abends liegt in einem Tier. „Schrödingers Katze“. Die Formulierung steht kurz gesagt für ein Gedankenexperiment der Quantenphysik, das den Zustand der Überlagerung, einen Schwebezustand zwischen Zerfall und Nichtzerfall, zeigen soll. Die Gruppe Port in Air versucht in ihrem Stück „Between the things“ im artheater, diese Transformation ‚dingfest’ zu machen. Die acht Darsteller liegen zunächst gelangweilt lasziv in den kleinen Zellen, die acht aufeinandergestapelte Funktionstische bilden, und starren ins Publikum. Die Frauen heißen Margaret und Beatrice und tragen graue Kleidchen, die Männer in ihren grauen Hosen und Hemden hören auf die Namen Jack und Arthur; einen Hauch von Individualität verleihen ihnen einzig die grellroten Ketten, Tücher oder Hosenträger; Identität und Psychologie sind schon im begrenzten Namensvorrat abhanden gekommen.
Während der theaterfreien Zeit wird man jährlich verlässlich mit Schwachsinnsmeldungen über das Sommerloch hinweg unterhalten: „Krokodil im Badesee gesichtet“, „Erste ipad-Rede im Bundestag“, „Vuvuzela blasen hilft bei Menstruationsschmerzen“ oder „Krake Paul wird spanischer Ehrenbürger“.
Kulturpolitiker. Andächtig. Wichtig. Schließlich klatschend. Bestätigend. Gerade hat die Intendantin des Kölner Schauspiels Karin Beier die Spielzeitplanung für 2010/2011 vorgetragen. Mit Köln, Korruption, Schildbürgerstreichen und Baukatastrophen beschäftige man sich.
Einerseits pocht das Theater auf die Aktualität der von ihm behandelten Stücke, andererseits kann man sich des Zwangs manches Bezugs kaum entziehen. Das Freie Werkstatt Theater bringt Lessings „Minna von Barnhelm“ auf die Bühne, und man fragt unwillkürlich nach dem Bezug zum Afghanistankrieg. Major von Tellheims Streit um Ehre, Entlassung, Resozialisierung, Geldnöte lässt sich als posttraumatische Belastungsstörung eines Soldaten lesen.
Der Kölner Stadtrat hat sich gegen einen Neubau des Schauspielhauses ausgesprochen und der Bürgerinitiative „Mut zur Kultur“, welche 50.000 Unterschriften gegen den Abriss des Schauspielhauses gesammelt hatte, einen durchschlagenden Erfolg beschert. Der Neubaubeschluss wurde zurückgenommen, Schauspielhaus und Oper werden saniert. That‘s it! Die Verwaltung ist nun aufgefordert, das Projekt effektiv und professionell abzuarbeiten und dafür zu sorgen, dass neben baulichen Verbesserungen unter dem Strich eine günstigere Kosten-Variante als die bislang kalkulierten 290 Mio. Euro herauskommt.
Das gesparte Geld sollte in Kunst investiert werden, und die künstlerischen Inhalte fortan wieder die Kulturberichterstattung bestimmen: Im Mai sind mit „Kasimir und Karoline“, „Die Kontrakte des Kaufmanns“ (9./15.5., Schauspielhaus Köln) und „Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen“ (2./3.5., Schauspielhaus Köln) nämlich gleich drei Produktionen der städtischen Bühnen auf dem Berliner Theatertreffen zu sehen. Ein Triumph ohnegleichen ...
Der Kölner Stadtrat hat sich gegen einen Neubau des Schauspielhauses ausgesprochen und der Bürgerinitiative „Mut zur Kultur“, welche 50.000 Unterschriften gegen den Abriss des Schauspielhauses gesammelt hatte, einen durchschlagenden Erfolg beschert.
Es ist ein Leben aus zweiter Bedeutungshand. Wohngemeinschaft, politisches Engagement, Partnertausch – alles hatte seine Zeit, doch es war nicht die von Jeani, Babsi und Max. Die drei Protagonisten aus Ewald Palmetshofers Stück „wohnen. unter glas“ haben mal als Studenten zusammen gewohnt, „ein bisschen links“ waren sie auch, haben miteinander gekocht und gekuschelt und treffen sich jetzt als Thirtysomethings wieder. Doch alles, was sie zur Verfügung haben, sind Desillusion, Mikrosätze und verbale Wiederholungsschleifen: „Babsi. Hallo. Schön. Du. Lass dich anschaun“ oder „Und dann. Plötzlich. Plötzlich. Grenze. Armuts-grenze. Emotionale Armutsgrenze. Plötzlich. Drunter. Du.“ An der Bar eines Hotels suchen sie nun nach alten Gemeinsamkeiten und legen das eigene Leben unters Mikroskop unerfüllter Erwartungen.
Raus ins Leben?
„Draußen“ in der Kölner Stadthalle Mülheim – Theater am Rhein 05/25
Der Mensch als Scherbe
„Der zerbrochene Krug“ am Horizont Theater – Theater am Rhein 03/25
Totale Berührung
„Do not touch!“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 03/25
De Rach vun der Fleddermus
„De Kölsche Fledermaus“ an der Oper Köln – Theater am Rhein 02/25
Das Ende der Herrlichkeit
„Der Fall Ransohoff “ am Orangerie Theater – Theater am Rhein 02/25
Überladenes Gezwitscher
Elfriede Jelineks „Am Königsweg“ und „Endsieg“ in Bonn – Theater am Rhein 02/25
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater am Rhein 01/25
Ausweg im Schlaf
„Der Nabel der Welt“ in Köln – Theater am Rhein 01/25
Klamauk und Trauer
„Die Brüder Löwenherz“ in Bonn – Theater am Rhein 01/25
Ein Bild von einem Mann
„Nachtland“ am Theater Tiefrot – Theater am Rhein 12/24
Fluch der Stille
„Ruhestörung“ am TdK – Theater am Rhein 12/24
Im Land der Täter
„Fremd“ am Theater Bonn – Theater am Rhein 12/24
Das Mensch
„Are you human“ am TiB – Theater am Rhein 12/24
Wege in den Untergang
„Arrest“ im NS-Dokumentationszentrum Köln – Theater am Rhein 10/24
Bis der Himmel fällt
Franz Kafkas „Der Bau“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 09/24
Feder statt Abrissbirne
„Fem:me“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 07/24
Der Untergang
„Liquid“ von Wehr51 – Theater am Rhein 07/24
Gefährlicher Nonsens
Kabarettist Uli Masuth mit „Lügen und andere Wahrheiten“ in Köln – Theater am Rhein 07/24
Den Schmerz besiegen
„Treibgut des Erinnerns“ in Bonn – Theater am Rhein 07/24
Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24
Vergessene Frauen
„Heureka!“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 06/24
Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24
Menschliche Eitelkeit
„Ein Sommernachtstraum“ in Köln – Theater am Rhein 06/24
Die Grenzen der Freiheit
„Wuthering Heights“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 06/24
Erschreckend heiter
„Hexe – Heldin – Herrenwitz“ am TiB – Theater am Rhein 05/24