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Regisseur Oliver Schmitz bei der Preisverleihung
Foto: Jan Schliecker

System des Unrechts

04. Oktober 2017

Afrika Film Festival: „Im Todestrakt“ wird Bester Spielfilm – Festival 10/17

Am Sonntag verlieh Frank Brenner von choices beim Afrika Film Festival den mit 1000 Euro dortierten Publikumspreis für den Besten Spielfilm. Gewinner war Regisseur Oliver Schmitz mit „Im Todestrakt“, ein Justizdrama mit Steve Coogan („Philomena“) und Andrea Riseborough („Shadow Dancer“). Der Film basiert auf einem Roman von Chris Marnewick, der in Südafrika jahrzehntelang als Anwalt tätig war und eine wahre Geschichte aus dem Jahr 1987 aufrollte. Zur Zeit der Apartheid droht einem 19-Jährigen das Todesurteil, nachdem er auf einer Landstraße die schwarzen Insassen eines Kleinbusses erschießt, der ihn bedrängt. Der britischstämmige Pflichtverteidiger stellt jedoch fest, dass sein Mandant traumatisiert ist, weil er selbst als Henker Todesurteile vollstreckt hatte – gegen schwarze Widerstandskämpfer. 

Der Film wurde bei der Berlinale 2016 in der Panorama-Sektion gezeigt und erschien im April bei uns als Video-on-Demand, zu finden bei Streaming-Diensten unter dem Originaltitel „Shepherds and Butchers“ oder als „Schäfer und Schlachter“. Beim Afrika Film Festival lief die WDR/Arte-Co-Produktion am Samstag als Preview zur Fernsehausstrahlung. Die Zuschauer konnten zu allen Filmen Noten vergeben.

Oliver Schmitz wurde 1960 in Kapstadt geboren, wo der Film auch entstand. Mitte der 80er Jahre ging er nach Deutschland, weil ihm als Kriegsdienstverweigerer eine Haftstrafe drohte. Er arbeitet unter anderem für das deutsche Fernsehen („Doctor's Diary“, „Türkisch für Anfänger“ u.a.), dreht aber auch in der Heimat („Geliebtes Leben“) und plant ein Filmprojekt in Deutschland. Über den Preis des Kölner Publkums, den er im Filmforum unter tosendem Applaus entgegennahm, war er überrascht und rang nach Worten:

„Ich dachte, ich komm mal vorbei am Schluss, guck mal, was passiert. Vielen, vielen, vielen Dank. Der Film wurde mit viel Leidenschaft gemacht, war auch kein einfaches Projekt wegen der Perspektive. Wenn ein junger weißer Mensch, der Täter ist, irgendwie auch Opfer... eine ganz schwierige Geschichte zu erzählen, aus der Apartheidszeit. Ich bin total gerührt und will mich von ganzem Herzen bedanken, auch beim Festival, wo die meisten meiner Filme gelaufen sind. Ich finde es klasse, hier hinzukommen und auch so ein Publikum zu haben, wo so viele wichtige Sachen wie auch die Verbindung zwischen Afrika und Deutschland besprochen werden, wie [vor der Preisverleihung] in dem Film [„Skulls of My People“] von Vincent Molloi.“

Jan Schliecker

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