
Geliebtes Leben
Südafrika/D 2010, Laufzeit: 105 Min., FSK 12
Regie: Oliver Schmitz
Darsteller: Khomotso Manyaka, Lerato Mvelase, Harriet Manamela, Tinah Mnumzana
>> www.geliebtesleben.senator.de/geliebtes_leben.html#/start
Bewegendes Gesellschafts-Drama
Den Tod vor Augen
„Geliebtes Leben“ von Oliver Schmitz
In Deutschland dürfte der südafrikanische Regisseur Oliver Schmitz vor allem durch TV-Produktionen wie „Türkisch für Anfänger“ und „Doktor’s Diary“ bekannt sein, für die er Regie führte und unter anderem mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Internationale Anerkennung erhielt er allerdings bereits 1988 mit seinem Drama „Mapantsula“, der die Lebensumstände der schwarzen Bevölkerung unter der Apartheid schildert. Für „Geliebtes Leben“ kehrte der mittlerweile in Berlin lebende Regisseur in seine Heimat zurück, um eine südafrikanische Geschichte zu erzählen. Deren Mechanismen sind wiederum auch auf Deutschland übertragbar: Tabuisierung, Stigmatisierung und die verheerende Macht, die Ängste auslösen können.
Die zwölfjährige Chanda (Khomotso Manyaka) wohnt mit ihrer Familie in einem südafrikanischen Township. Als ihre kleine Schwester stirbt, überschlagen sich die Ereignisse: Ihr Stiefvater, ein Alkoholiker, verschwindet, die Mutter (Lerato Mvelase) leidet zunehmend unter einer schweren Krankheit, Chandas beste Freundin Esther wird geächtet. Und über allem thront das große, gesellschaftliche Tabu: Aids. Chanda muss sich gegen Bevormundungen, Lügen und Misstrauen durchsetzen.
Oliver Schmitz fängt die literarische Vorlage des kanadischen Schriftstellers Allan Stratton ungeheuer glaubwürdig ein: Nur dezent musikalisch unterlegt, folgt die geschulterte Kamera der jungen Protagonistin, die plötzlich Verantwortung für ihre Familie übernehmen muss. Der Regisseur wählt akzentuierte Bilder in kontrastreichen Farben und jenseits des Weichzeichners, wodurch der Film mittelbar und intensiv zugleich in den Alltag im Township eintaucht, mit all seiner Drastik, aber ebenso mit heiteren Momenten. Schmitz vermittelt, sei es über Details oder schlicht atmosphärisch, einen Einblick in die Struktur und das Denken dieser Gemeinde. Eine Gemeinde, in der Angst, Aberglaube, Korruption, Selbstjustiz und egoistisch ausgelegte christliche Werte aufeinander prallen. Eine Gemeinde, die von einem Glauben ohne Nächstenliebe beherrscht wird. In der Aids als Gottes Zorn bezeichnet wird, Aids-Kranke stigmatisiert und verbannt werden. Eine mitreißend spannende und ebenso tragische Geschichte über das Leben im heutigen Township, getragen von Khomotso Manyaka, der überragenden, jungen Hauptdarstellerin, die mit dieser hervorragenden Leistung ihr Debüt als Schauspielerin gibt. Eine Geschichte, die universell als Parabel gelesen werden kann, die aber zugleich in ihrer Konsequenz eigentümlich südafrikanisch bleibt und von einem von 800.000 Aidswaisen erzählt.
(Hartmut Ernst)

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