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Flucht auf die Titanic

14. März 2024

„Muttertier“ am Schauspiel Köln – Prolog 03/24

„Mit Gummischlangen im Mund, die bittersüß wie das Leben schmecken, und mit lila Heidelbeersaft im Gepäck aus der Realität fliehen“, so beschreibt Claus Nicolai Six sein Gefühl zu „Muttertier“, das er im März am Schauspiel Köln zur deutschen Erstaufführung bringt. Im Stück kommen drei Geschwister am Krankenbett ihrer Mutter zusammen und erinnern sich zurück an ihre Kindheit. Die Mutter bleibt abwesend und hinter verschlossener Tür. Einen Eindruck von ihr erhalten die Zuschauer:innen ausschließlich durch das Verhalten und die Aussagen der Geschwister.

„Mich hat interessiert, wie die Kinder miteinander, aber jeweils auch für sich mit der psychischen Krankheit der Mutter umgehen, die sich von der Kindheit bis in die Gegenwart zieht“, so Six. Die drei Geschwister flüchten sich immer wieder aus dem Alltag in ihre eigene Fantasiewelt, in der sie die Szenen aus „Titanic“ (1997) nachspielen und in die Rollen von Jack und Rose schlüpfen. „Ich habe mich für die Poetik in der Sprache und in den Bildern interessiert und für die tänzelnde Leichtigkeit, mit der die Schwere des Themas erzählt wird“, erklärt Six. „Auch wenn sie in die Fiktion fliehen, können die Geschwister der Realität nicht ganz entgehen“. Denn so wie die Figuren im Film hätten auch die drei das Gefühl unterzugehen.

„Die Hälfte des Stücks wird chorisch gesprochen“, sagt Six. So treten die Kinder einerseits als eine Einheit auf, die zusammenhalten muss, andererseits entwickeln sie jeweils einen unterschiedlichen Umgang mit der Situation. Während das jüngste Kind hoffnungsvoll und verträumt in die Zukunft schaut, reagiert das mittlere Kind mit Lakonie und Wut. Das Älteste muss dagegen die Rolle der Mutter übernehmen. „,Muttertier‘ erzählt die Geschichte von drei Geschwistern, die Ende der 90er, Anfang der 2000er aufgewachsen sind. An den Text der jungen Autor:in konnte das ebenso junge Ensemble und die Regie sehr gut anknüpfen“, meint Six. Der:die Autor:in Leonie Lorena Wyss wurde 1997 in Basel geboren, für „Muttertier“ erhielt er:sie 2023 den Retzhofer Dramapreis.

Muttertier | 28. (P), 31.3., 3., 6., 9., 12., 30.4. | Schauspiel Köln, Grotte | www.schauspiel.koeln

Franziska Nagel

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