Die Mutter – sie ist uns Geborgenheit schlechthin, warm und weich und süß wie Milch, aber man kann in ihrer Fürsorge auch ertrinken. Mit einer furiosen Collage aus Gesang, Dialog, Geräusch und Schauspiel schöpft die Künstlergruppe Stimmfeld mit ihrer Produktion „Muttersprachen“ aus dem großen Suppentopf der Mythen und Phänomene des Mütterlichen, das sich uns mit der Sprache in den Körper einschreibt. Gleich zu Beginn der Inszenierung von Agnes Pollner und Ralf Peters in Köln in der alten Feuerwache dürfen wir miterleben, wie sich das Urwort der Menschheit, das „Mama“, aus dem Genuschel des Babys entwickelt, um die ganze Palette der Emotionen in sich aufzunehmen, vom bittenden, flehenden, verliebten, bis zum fordernden oder zornigen Unterton. Toll ist das, ebenso wie die Gegenstücke der mütterlichen Klänge, die das Kind hätscheln oder mit scharfer Stimme terrorisieren.
Sprache als Medium, in dem Bedeutung körperliche Formen annimmt, wird hier erlebnissatt präsentiert. Wie weit ist sie uns, die Sprache Heimat, hält sie uns in Abhängigkeit, schenkt sie uns Selbständigkeit? Fragen, die immer wieder durch die kurzen Szenen hindurchschimmern. Klug und mit großzügigem Humor wird hier inszeniert, augenzwinkernde Ironie ist stets im Spiel der 13 Männer und Frauen enthalten. Mitunter bestehen Szenen fast nur noch aus jenen Zwischentönen, die unserem Sprechen die emotionale Färbung geben und in der Kommunikation die eigentliche Botschaft enthalten, die für Menschen relevant ist. Eine Färbung, die nur im Klang zum Ausdruck kommt und im digitalen Medium verschwindet. In den „Muttersprachen“ ist sie in ihrem Witz und ihrer klanglichen Pracht herrlich präsent.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Hamsterrad des Lebens
„Helges Leben“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/23
Irgendwie dazwischen
„Exil“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 02/23
Lehren des Widerstands
Theater der Keller: „Mädchenschule“ – Theater am Rhein 01/23
Authentisches Theater
„Hypocrites“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 01/23
Macht und Magie
„Der Sturm“ am Theater Bonn – Theater am Rhein 01/23
Karussell der Liebe
„Alles wird gut“ am TdK – Theater am Rhein 01/23
Feministisch-medial
„Reset – A night without men“ – Theater am Rhein 12/22
Messias des Kapitals
„Midas / Heimat“ in der Orangerie – Theater am Rhein 12/22
Kein Tribunal
„Putinprozess“ im Theater der Keller – Theater am Rhein 12/22
Waldblütenwehen der Seelen
„HNSL/GRTL“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 11/22
Einsam im Untergrund
„Annette ein Heldinnenepos“ am FWT – Theater am Rhein 11/22
Rabenschwarze Welt
„König Lear“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 11/22
Weltretter außer Dienst
„Heldenhaft“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 10/22
Fremdheit und Kakteen
„Once I lived…“ am Schauspiel Köln – Theater am Rhein 10/22
Brot und Salz
subbotnik mit „Haus/Doma/Fest“ – Theater am Rhein 10/22
Apokalyptische Vision
„Shit(t)y Vol. 1“ in der TanzFaktur – Theater am Rhein 09/22
Blut, Morast und Hühnerfett
„Schlammland Gewalt“ im Artheater – Theater am Rhein 09/22
Erinnerungen ans Wasser
„Wer? Wie? Was? Wo? Wal! Warum?“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 09/22
Präsenz einer Abwesenden
„3 Schwestern“ von schmitz + möbus kollektiv – Theater am Rhein 08/22
Das Ich als Projektion
„Fassaden“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 08/22
Maskulines Gebaren
„Late night who“ in der Orangerie – Theater am Rhein 07/22
Making Of
Nö Theater widmet sich Molière – Theater am Rhein 07/22
Dem Wahn verfallen
„Lenz“ am Studio Trafique – Theater am Rhein 07/22
Radikale Illusion
„Amphitryon“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 06/22
Delegierter Kampf
„Zeit für Entscheidung“ am Orangerie Theater – Theater am Rhein 06/22