Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 31

12.553 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Der Demonstrationszug auf der Venloer Straße
Foto: Jan Schliecker

Bereit für Veränderung

23. September 2019

Klimastreik in Köln – Spezial 09/19

„System change not climate change“, steht auf einem der vielseitig gestalteten Schilder, und das ist genau die Forderung mit denen 70.000 Menschen beim „Klimastreik“ in Köln auf die Straße gehen, fast dreimal so viel wie erwartet. „Wir sind zu viele, bitte verteilt euch die Venloer Straße entlang und auf dem Gürtel“, wiederholen die Sprecher der Streikveranstalter mit Megafon, mit einer Mischung aus Euphorie und Überforderung um 11 Uhr morgens am Hans-Böckler-Platz. Mit einem Vorlauf von 12 Stunden sind bereits 300.000 Menschen in Australien auf die Straße gegangen, Hunderttausende weitere in 120 Ländern darunter Neuseeland, Indien, den Philippinen, Südafrika und die USA. In Deutschland folgen am Freitag 1,4 Millionen Menschen dem Aufruf der „Fridays for Future“-Bewegung, während zugleich das Klimakabinett in Berlin darüber verhandelt, wie Deutschland seine Klimaziele aus dem Pariser Abkommen bis 2030 erreichen kann.

Die Plakate und Rufe der Demonstranten senden eindeutige Botschaften: Die Mittel zur Umsetzung der Klimaziele sollen erhöht werden, die Maßnahmen drastischer sein. Um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, wird an die Regierung appelliert, auch auf das Konsumverhalten der Menschen einzuwirken.

Aus unterschiedlichen Richtungen und Social-Media-Kanälen sickern nach und nach die ernüchternden Ergebnisse des Klimakabinetts durch: Die von Fridays for Future geforderte CO2-Steuer von 180 Euro pro Tonne ist auf ein Einstiegsniveau von 10 Euro heruntergehandelt worden. Die Bedingungen für den Ausbau von Wind- und Solarenergie sind als Resultat des Klimakabinetts sogar erschwert worden. Die Mehrwertsteuer für öffentlichen Fernverkehr soll von 19% auf 7% heruntergesetzt und der Kauf eines klimafreundlichen Elektroautos staatlich unterstützt werden. Alle Vorhaben und Maßnahmen sollen ohne neue Schulden finanziert werden, erklärt Finanzminister Olaf Scholz.


Foto: Jan Schliecker

Bei allem spürbaren Unmut in Köln ist es ein sehr friedlicher Zug, der sich durch die Innenstadt bewegt. Dabei wird einem an jeder Straßenecke die Diskrepanz zwischen den Forderungen und dem wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Status quo vor Augen geführt: Plakate wie „Billigzüge statt Billigflüge“ werden vorbeigetragen an großen Werbetafeln für Flüge nach Madrid, die günstiger sind als ein Bahnticket von Bonn nach Düsseldorf. Forderungen nach weniger „Fast Fashion“ ziehen an den Schaufenstern von H&M und Zara vorbei. Am Straßenrand geparkte SUVs werden als „Klimasünder“ gekennzeichnet.

Doch wird nicht nur mit dem Finger auf andere gezeigt: „Wir wissen, dass wir in unseren eigenen Gewohnheiten und angeeigneten Lebensstandards teilweise gefangen sind, aber genau deswegen fordern wir drastische Maßnahmen von oben ein, die uns zwingen, kollektiv zu verzichten und unser Leben von Grund auf zu ändern“, sagt eine Studentin aus dem „Students for Future“-Block.

Die Demo lässt erkennen, dass was als Klimabewegung von Schülergruppen als „Fridays for Future“ begann, sich mittlerweile auf alle Alters- sowie Berufsgruppen ausgeweitet hat: von Scientists for Future über Parents for Future, politisch engagierten Gruppierungen wie Extinction Rebellion bis zu Antikapitalisten, Antimilitaristen, der Antifa, FeministInnen und Gewerkschaften sind alle vertreten. Die Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg bezeichnete in New York den weltweiten Klimastreik als „nur der Anfang“ und als einen möglichen „Wendepunkt“. Der „größte Klimastreik der Gesichte“ sei ein wichtiges Signal für den UN-Klimagipfel, der am Samstag begonnen hat.

Sarah Maiwald

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Kung Fu Panda 4

Lesen Sie dazu auch:

Soziale Vision der Wärmewende
Konferenz in Bocklemünd – Spezial 10/23

Waffe Mensch
nö Theater in der Stadthalle Köln – Theater am Rhein 10/23

Klimarettung in der Domstadt
Die 2. Porzer Klimawoche – Spezial 09/23

Alle Hebel in Bewegung setzen
Arsch huh, Zäng ussenander und Fridays for Future beim Gamescom City Festival – Spezial 09/23

Klimaschutz made in Europe
Podiumsgespräch im Domforum – Spezial 04/23

Grimmige Entschlossenheit und Volksfeststimmung
Demo gegen die Räumung von Lützerath – Spezial 01/23

„Wir werden uns der Abbagerung in den Weg stellen“
Linda Kastrup über die geplanten Klima-Proteste in Lützerath – Spezial 01/23

„Das Fahrrad ist der Schlüssel“
Ute Symanski über Radkomm und den Talk mit Katja Diehl – Interview 03/22

„Natur in den urbanen Raum bringen’’
Sascha Rühlinger und Simon Nijmeijer über Tiny Forests – Interview 02/22

Drängende Forderungen
Kölner Klimastreik am 24. September – Spezial 10/21

Krisen im Doppelpack
Klima-Talk bei Urbane Künste Ruhr – Spezial 04/21

Die Krise macht kreativ
Globaler Klimastreik in Köln mit 2.500 Menschen – Spezial 03/21

choices spezial.

Hier erscheint die Aufforderung!