Wer die historische Stadthalle in Wuppertal erstmals betritt, dem stockt der Atem – je nach Empfindlichkeit seiner architektonischen Sensorik. Eklektizistisch nutzten die Erbauer alles Reizvolle. Bereits das Entree prunkt mit der Atmosphäre des Fin de Siècle, mit majestätischen Granitsäulen, Wandmalereien und Stuckaturen, Lüstern und goldenen Kapitellen – niemand schämt sich für kräftige Farben, alles harmoniert beeindruckend.
Doch nicht nur das Auge wird von Pracht erschlagen, viel wertvoller wird ein anderes Geheimnis dieses Bauwerks gefeiert: Die Akustik des Konzertsaals wird verglichen mit dem Goldenen Saal des Musikvereins in Wien – von den echten Fachleuten. Sir Simon Rattle persönlich flötete in höchsten Tönen sein Lob über die akustischen und optischen Vorzüge des Saals. Jetzt im Sommer bietet sich die Gelegenheit, die eigentliche Perle des Saals ganz praktisch in der Muschel zu genießen: Die Sauerorgel thront – einer Königin angemessen – zentral auf der Bühnenseite. Sie bildet Herz und Seele dieses hochgepriesenen Raumes, und wer die 67 Register und die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten dieser explizit als Konzertorgel konzipierten Pfeifenorgel einmal belüften durfte, kommt ins Schwärmen wie die Dirigenten mit ihren Orchestern. Von sanftem Klang im Frühbarock bis zum Brausen in französischer Orgelsymphonik mit und ohne Orchester muss dieses Instrument alles bieten, was ein Konzertbetrieb abverlangt.
An drei Tagen im August findet an diesem Instrument ein internationaler Orgelwettbewerb im „Wuppertaler Musiksommer“ statt, da messen sich Bewerber bis zum 35. Lebensjahr in verschiedenen historischen Stilen. Die Konzerte und die vorangegangenen Wettbewerbsrunden sind öffentlich, Publikum ist erwünscht.
Als Jury agieren drei Superstars der Orgelkunst. Als heimische Koryphäe reist der deutsche Dom-Organist Winfried Bönig aus Köln an. Naji Hakim hat sich in seiner langjährigen Wirkungsstätte Paris als Nachfolger von Olivier Messiaen an St.Trinité und zuvor an der Basilika Sacré-Coeur als Organist profiliert. Heute gilt der Komponist als führender Tonsetzer. Und dafür dass auch Frauen Weltkarriere auf den bedeutenden Podien erleben dürfen, steht Iveta Apkalna, die meistgefragte Organistin der Welt. Und vielleicht wird jetzt von Wuppertal aus ein neuer Stern aufgehen – die Zeichen stehen gut.
Internationaler Orgelwettbewerb | 20. - 23.8. | Historische Stadthalle Wuppertal | 0202 24 58 90
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