Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
25 26 27 28 29 30 31
1 2 3 4 5 6 7

12.554 Beiträge zu
3.784 Filmen im Forum

Mystische Jagd im verschlossenen Garten, Köln, spätes 15. Jh., Antependium, Applikationsstickerei, 100 x 300 cm, © Kolumba

Hinter geschlossener Tür

06. Januar 2014

Die Ausstellung „zeigen verbergen verhüllen“ im Kolumba in Köln – Kunst in NRW 01/14

Auch in ihrer aktuellen Jahresausstellung gelingt dem Kolumba der Spagat: zwischen alter und heutiger Kunst, liturgischer Anwendung und freier Äußerung, den transzendenten, dabei kanonisierten Gedanken des Christentums und der profanen Äußerung der autonomen, emanzipierten Künstlerpersönlichkeit. Der Untertitel der Ausstellung bringt die Programmatik, die hier in liturgischen Gerätschaften, Objekten und Objektkunst, Malerei und Zeichnung vertieft wird, vielleicht am besten zum Ausdruck: „Eine Ausstellung zur Ästhetik des Unsichtbaren“. Veranschaulicht wird ein zentraler Aspekt der abendländischen Kunst- und Kulturgeschichte, der großen Offenbarungsreligionen ebenso wie des alltäglichen Bereichs: Zeigen und Verhüllen stehen in einem dialektischen Verhältnis zueinander, sie bedingten geradezu gegenseitig. Hier nun entsteht eine mystische Gestimmtheit. Die Ausstellung spricht dazu die Reliquienverehrung an und zeigt kostbare Schreine, Kästchen und Behältnisse. Mit dem Kirchenschatz von St. Servatius in Siegburg bildet der Schrein des Kölner Erzbischofs Anno eines der herausragenden Werke dieser Ausstellung. Zu sehen ist auch eine Applikationsstickerei des späten 15. Jahrhunderts, die eine mystische Jagd im verschlossenen Garten zeigt – das Thema des Entzogenen wird also auch indirekt bedacht und ermöglicht damit die Präsentation eines solch großartigen Werkes. Wie ein Pendant dazu wirkt die dreiteilige mystische Landschaft der zeitgenössischen Malerin Christa Näher. Und wie schon bei den vorherigen Themenpräsentationen zeigt das Kolumba reduktive Farbmalereien, die per se einen meditativen Charakter tragen.

Einige angestammte Werke der bisherigen Schauen – die Tafelmalerei von Stefan Lochner, aber auch die Installationen von Jannis Kounellis und von Michael Buthe – sind geblieben. Das belegt allerdings, wie vage doch mitunter mit der Programmatik dieser Ausstellung umgegangen wird – ohne dass dies freilich der hohen Qualität Schaden tut. In der neuen Präsentation, die durch einen Tresor so lapidar und wirkungsvoll eingeleitet ist, wird aber auch deutlich, dass dieses einzigartige Museum mit der Architektur von Peter Zumthor eine kongeniale Form besitzt und zur Verdichtung und Sublimierung der Themen beiträgt. Es lohnt sich, noch einmal zu kommen.

„zeigen verbergen verhüllen. Schrein“ | bis 25. August | Im Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln | www.kolumba.de

Thomas Hirsch

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Chantal im Märchenland

Lesen Sie dazu auch:

„Räume für Empowerment schaffen“
Jasmin Smalls über den Black History Month – Interview 02/23

„Wir haben eine Überlagerung verschiedener Krisen“
Klaus Wilsberg über die aktuelle Situation von Studierenden – Spezial 10/22

„Wir brauchen dringend Helfer“
Karin Fürhaupter über die aktuelle Herausforderung der Kölner Tafel – Spezial 08/22

Support durch Bierdeckel
Aktion für Krankenhauspersonal – Spezial 06/22

Menschen in Räumen
Tim Eitel in der Neuen Galerie Gladbeck – Kunst in NRW 04/21

Fotografie über Fotografie

Architektonische Juwelen
Entdeckungsreise zu Kölner Kirchen

Aus der Distanz ganz nah
Bert Didillon und Hanna Kuster bei den Grölle pass:projects in Wuppertal – Kunst in NRW 03/21

Menschen und Farbe
Martin Parr in Düsseldorf – Kunst in NRW 09/19

„Wie wird mit Erinnerungen umgegangen?“
Akademie-Leiterin Madhusree Dutta will archivieren und vernetzen – Interview 12/18

„Ich war tatsächlich ein wenig nervös“
Madhusree Dutta leitet seit April die Akademie der Künste der Welt – Interview 12/18

Nähe zur Kunst
Ausstellung mit dem Ethnologen Michael Oppitz im Kolumba – kunst & gut 10/18

Kunst.

Hier erscheint die Aufforderung!