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Finanzkapital

01. Dezember 2009

Über Kölns Kulturkürzungen - Theaterleben 12/09

Gerne würde man an dieser Stelle tolle Projekte der Kölner Tanz- und Theaterszene, des bis 7. Dezember stattfindenden IMPULSE Festivals oder der städtischen Bühnen diskutieren, mögliche Zukunftspotentiale und ästhetische Entwicklungen herausarbeiten, doch im Moment zieht der drohende Kahlschlag in Kölns Kultur die Aufmerksamkeit auf sich: „Beschweren Sie sich bei denjenigen, welche die Krise zu verantworten haben, den Banken und Finanzspekulanten“, antworten DIE GRÜNEN. „Wir stehen vor dem schwierigsten Finanzkapitel der Kölner Nachkriegsgeschichte, die Strukturen unserer Stadtgesellschaft werden bedroht“, es sei zu kürzen, aber mit Augenmaß und ohne wichtige Strukturen nachhaltig zu zerschlagen, so die Reaktion von Kölns neuem Oberbürgermeister Jürgen Roters, der mit seiner Stimme durch die Pat-Situation zwischen dem Regierungslager aus Grünen und SPD auf der einen Seite und der Opposition auf der anderen das Zünglein an der Waage ist.

220 Millionen Euro erwartetes Defizit müssen nächstes Jahr aufgefangen, respektive eingespart werden. Den Schwarzen Peter haben zunächst die Ratspolitiker, sie müssen entscheiden wo. Die Gretchenfrage bezüglich der Kultur lautet, kann man die Kultur und hier vor allem die Freie Szene von Kürzungen ausnehmen, wo auch in anderen sensiblen Bereichen gekürzt werden muss? Viele Bürger und auch Sie als Leser würden aus einem Gerechtigkeitsgefühl heraus sicherlich schnell sagen – „Ja“. Diesem „Ja“ seien neben den schädlichen Folgen für das allgemeine Klima in der Stadt die Attraktivität des Standortes und den negativen Folgen im Bereich der kulturellen Bildung bei Erwachsenen wie Kindern zusätzlich folgende Überlegungen entgegengehalten: Gerade freie Theaterund Tanzprojekte, aber auch freie Projekte in den Bereichen Bildende Kunst, Literatur und Musik finanzieren sich in der Regel durch einen Strauß an Projektförderungen. Der Anteil der Stadt Köln beläuft sich je nach Projekt dabei zum Teil lediglich auf 20-25%. D.h. die städtischen Zuschüsse ermöglichen es, 75% an externen Stiftungs-, Landes- und Bundesmitteln, manchmal sogar Mittel aus internationalen Töpfen nach Köln zu holen. Es handelt sich hierbei um Anteilsfinanzierungen, die sinken, wenn der städtische Zuschuss sinkt.

Polemisch könnte man sagen, 1 Euro Kulturförderung durch die Stadt werden zu 3-4 Euro, die in Köln – im Einzelhandel, bei Grafikern, Druckereien, Handwerkern, Autovermietungen, Buchläden, Stadtzeitungen (Anzeigen) etc. – ausgegeben werden und damit die Stadt und den städtischen Haushalt bereichern. Dass es sich im Freien Kulturbereich zudem um relativ geringe Summen handelt, lässt Kürzungen zusätzlich kontraproduktiv erscheinen, setzt man diese mit dem angerichteten Schaden ins Verhältnis. Anlässlich der Feier zum 30jährigen Bestehen der Kölner Theaterkonferenz brachte deren Vorsitzender Dietmar Kobboldt den Sachverhalt auf den Punkt: „Ich wünsche mir, dass die Zuschüsse der Freien Theaterszene dereinst so hoch sind, dass deren Kürzung zur Sanierung des Kölner Haushaltes einen Beitrag leisten könnte.“

JÖRG FÜRST

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