Als in dem bretonischen Dorf Paimpoint statt der erwarteten ukrainischen Geflüchteten eine syrische Familie eintrifft, bröckelt die zuvor sorgfältig eingeübte Willkommenskultur. Doch ein TV-Team ist vor Ort, um die Ankunft festzuhalten und die Bretonen müssen sich von ihrer besten Seite zeigen. Mit viel Humor macht die Kulturclash-Komödie „Die Barbaren - Willkommen in der Bretagne“ (Cinenova, Odeon) tiefsitzende Vorurteile und Rassismen sichtbar und zeigt, wie die Einwanderung das Dorf spaltet. Auf der einen Seite bemühte Gutmenschen wie Lehrerin Joelle (Julie Delpy), die die Menschenrechte hochhalten, auf der anderen „besorgte Bürger“ wie der Klempner (Hervé Riou) mit rechten Parolen. Obwohl viele Klischees bedient werden, gelingt es Delpy, eine ganz Europa polarisierende Frage mit Leichtigkeit zu präsentieren. So erreicht man vielleicht die schweigende Mitte.
Über 110.000 Zuschauer:innen im Azteca Stadion in Mexiko-Stadt: Das Finale der Frauenfußball-WM zwischen Mexiko und Dänemark 1971 ist noch immer das bestbesuchte Event in der Geschichte des Frauensports. Doch es wird bis heute von der FIFA nicht als offizielle WM anerkannt. Die Gründe: Macht und Kontrolle – ganz lange soll Fußball Männersport bleiben, für Frauen sei er angeblich „zu gefährlich“. Mit einem energetischen Soundtrack erzählt „Copa 71“ (Cinenova, Filmpalette, Weisshaus), produziert von Serena und Venus Williams, wie es zur ersten inoffiziellen Frauenfußball-WM kam und lässt dabei viele ehemalige Spielerinnen zu Wort kommen. Ramsay und Erskine leisten mit ihrer Dokumentation einen wichtigen Beitrag zur Richtigstellung von (Sport-)Geschichte.
„Flower-Power hat nicht funktioniert, na und? Wir versuchen es noch mal“, soll John Lennon über die Gesellschaft zu seiner Zeit gesagt haben. Im Sommer 1972 gleichen die USA einem Hexenkessel aus innerpolitischer Anspannung und enttäuschten Hippie-Hoffnungen. John und Yoko, gerade aus England in die USA emigriert, werden zum Sprachrohr einer neuen Protestbewegung, die die Regierung um Präsident Nixon unter Druck setzen will. In einer Zeit vor Social Media fungiert das Fernsehen als Fenster zur Welt und zeigt neben Werbung und Talkshows auch die Schrecken des Vietnamkriegs und Menschenrechtsverletzungen. Nach einem solchen Bericht stellen John und Yoko das titelgebende „One to One“-Benefizkonzert auf die Beine. Die altbekannte Botschaft: Gib Frieden eine Chance. All das fängt der Film „One to One: John & Yoko“ (Cinenova, Filmpalette, OFF Broadway) von Kevin Macdonald und Sam Rice-Edwards treffend ein.
Außerdem neu in den Kinos: die Triennale-Dokumentation „Every Note You Play“ (Filmhaus) von Mika Kaurismäki, das Sexindustrie-Drama „Diva Futura“ von Giulia Louise Steigerwalt, das Motorsportabenteuer „F1“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Metropolis, Residenz, Rex, UCI) von Joseph Kosinski, der Horrorpuppen-Spaß „M3gan 2.0“ (Cinedom, Cineplex, UCI) von Gerard Johnstone, die unterm Radar fliegende Action-SF-Comedy „Freaky Tales“ (Cinedom, UCI) von Scott McGehee und David Siegel und das Alm-Abenteuer „Heidi – Die Legende vom Luchs“ (Cinedom, Cineplex, Rex, UCI) von Tobias Schwarz.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Auf der Straße
Drei Vertreter der Street Photography im Museum Ludwig – kunst & gut 06/25
Für stille Momente
Das Even Flow Festival am Tanzbrunnen – Festival 06/25
Lebendige Musikgeschichte
Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller in Köln – Klassik am Rhein 06/25
Die Hinrichtung der Wahrheit
„Prima Facie“ am Theater im Bauturm – Auftritt 06/25
Der Engel der Geschichte
„Die letzten Tage der Menschheit“ an der Oper Köln – Oper in NRW 06/25
„Erdig, nahbar, ehrlich“
Das Performance-Duo Katze und Krieg über „Alles wirklich“ im öffentlichen Raum – Premiere 06/25
Bis zur Neige
„Der Durst“ von Thomas Dahl – Literatur 06/25
Flucht ins Metaverse
„Glühfarbe“ von Thea Mantwill – Literatur 06/25
Dem Himmel nah
Raimund Abraham auf der Raketenstation Hombroich – Kunst in NRW 06/25
Im Reich der unsichtbaren Freunde
„Solche Freunde“ von Dieter Böge – Vorlesung 06/25
Raum für Migrationsgeschichte
Die Pläne für das Aussehen des Kölner Museums Selma – Spezial 06/25
Ein Hund als Erzähler
„Zorro – Anas allerbester Freund“ von Els Pelgrom und Sanne te Loo – Vorlesung 06/25
Geschosse umarmen
Drei Ausstellungen in Köln erweitern das Bewusstsein – Galerie 06/25
Gesundheit ist Patientensache
Teil 1: Lokale Initiativen – Die Patientenbeteiligung NRW in Köln
Die Suche nach der Seele
„Rusalka“ in Düsseldorf – Oper in NRW 06/25
Neugier auf Neues
Johanna Summer und Malakoff Kowalski in Düsseldorf – Improvisierte Musik in NRW 06/25
Wenn der Shareholder das Skalpell schwingt
… und der Patient zur Cashcow wird – Glosse
Ausgefallene Begegnung
Herbert Grönemeyer dirigiert in Bochum und Essen – Klassik an der Ruhr 06/25
Wurzeln inmitten von Ruinen
„Floating Seeds“ vom Theater der Keller – Prolog 06/25
„Der Arzt muss dieses Vertrauen würdigen“
Teil 1: Interview – Kommunikationswissenschaftlerin Annegret Hannawa über die Beziehung zwischen Arzt und Patient
Kahlschlag in der Freien Szene
Massive Kürzungen der NRW-Kulturförderung drohen – Theater in NRW 06/25
Im Abschiebegefängnis
„An Hour From the Middle of Nowhere“ im Filmhaus – Foyer 06/25
Senioren und Studenten müssen warten
Das Wohnprojekt Humanitas Deventer verbindet Generationen – Europa-Vorbild: Niederlande
Ein Leben, das um Bücher kreist
„Roberto und Ich“ von Anna Katharina Fröhlich – Textwelten 06/25
Lustvolle Inspirationsquelle
Das Circus Dance Festival 2025 in Köln – Tanz in NRW 06/25