Ich kam, sah und siegte. Mit diesem Motto meistert der schneidige österreichische Politiker Maynard sein Leben. Sein Hobby ist die Jagd, aber nicht auf Tiere. Er hasst alle, die einen anderen Lebenswandel als er selbst propagieren. Außerdem ist er stinkreich und insgesamt ein Kotzbrocken, der aber mit allem durchkommt. Wozu gibt es schließlich Geld? Doch es gibt auch eine andere Seite: Er ist tatsächlich ein Familienmensch und nett zu seiner Frau und den Kindern. Der Österreicher Daniel Hoesl hat mit Co-Regisseurin Julia Niemann eine bitterböse Politsatire hingelegt, die schwer an die Machenschaften der Liberalen diesseits und jenseits der Alpen erinnert. Produziert hat „Veni Vidi Vici“ (Filmpalette, Bonner Kinemathek) der nicht zimperliche Ulrich Seidl. Eine willkommene Abwechslung inmitten der aktuellen Politikdüsternis, der sogar der schwarze Humor abhanden gekommen ist.
Das Regie-Duo Julia Niemann und Daniel Hoesl ist am Freitag, 10.1. um 19 Uhr zu Gast in der Filmpalette.
London. Almut (Florence Pugh) ist aufstrebende Köchin mit anglobavarisch inspirierter Ausrichtung, Tobias (Andrew Garfield) bewirbt Müsliprodukte und befindet sich in Scheidung. Ein an sich ungemütlicher Schicksalsschlag bringt zwischen den beiden eine Romanze ins rollen. Der Funke, der überspringt, ist vielversprechend, zugleich aber kollidiert Bindungsbegehren mit dem Streben nach Unabhängigkeit, und in Sachen Kinderwunsch sind sich die beiden auch nicht einig. Lieben, lachen, streiten: Das Paar ist gefordert und zugleich erfüllt, bis eine Diagnose selbst verhärtete Konflikte überschattet. Der irische Regisseur John Crowley („Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten“) begleitet Almut und Tobias in „We live in Time“ (Cinedom, Cineplex, UCI) verschachtelt und beseelt durch die Auf und Abs der tiefen Liebe. Vor allem berührt er mit authentischen Momenten: zum einen lebensnah im Drama, aber ebenso in komödiantischen Nuancen, die, selbst wenn sie mal over the top erscheinen, niemals ausscheren aus dem geerdeten Fundament – manchmal ist das Leben nun mal schlichtweg verrückt.
Die Olympischen Spiele in München 1972. Am 5. September um 4 Uhr morgens ist Schichtwechsel beim Sports-Team des US-Fernsehsenders ABC, das die Spiele erstmals mit Live-Kameras begleitet. Dann fallen im olympischen Dorf Schüsse, elf Mitglieder der israelischen Mannschaft werden von palästinensischen Terroristen als Geiseln genommen. Die Sonne geht auf, die Kameras werden ausgerichtet. Produzent Roone Arledge (Peter Sarsgaard) und sein Team begleiten die 21 Stunden währende Tragödie medial. Eine Berichterstattung, die von den Verantwortlichen unter hohem Zeitdruck fortwährend Improvisation abverlangt – und Entscheidungen, denen sich die Medienmacher so noch nie ausgesetzt sahen. Der Schweizer Tim Fehlbaum geht in „September 5 – The Day Terror Went Live“ (Cinedom, Cinenova, Cineplex, Odeon, Rex, Weisshaus, UCI, OmU im Cinenova, Odeon, Rex und Weisshaus, OV im Metropolis) mitten hinein ins Geschehen und verdichtet die 21 Stunden auf atemberaubende 95 Minuten. Während außerhalb des Studios die Verantwortlichen postulieren: „The games must go on“ und Olympioniken in der Sonne baden oder Minigolf spielen, münden die „heiteren Spiele“ in unmittelbarer Nähe in einem furchtbaren Blutbad. Die Journalist:innen der TV-Anstalt schütteln schon bald ihre Köpfe über die Inkompetenz der deutschen Polizei – bis sich die Zunft selbst in Fehlverhalten und –entscheidung verstrickt.
Außerdem neu in den Kinos: die Dokumentation „Filmstunde_23“ (Filmhaus, Filmpalette) von Jörg Adolph und Edgar Reitz und das auf tatsächlichen Begebenheiten beruhende Schauerstück „Das Mädchen mit der Nadel“ von Magnus von Horn.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.
Wo es passierte
Die Filmstarts der Woche
Auszeit der Ewigkeit
„Pyrofems“ von Wehr51 im Studio Trafique – Auftritt 12/25
Internationales Silvesterfest
Künstler von drei Kontinenten begegnen sich in Köln – Klassik am Rhein 12/25
Vom Ausstellen
Hans-Peter Feldmann im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 12/25
Gegen die Vermüllung der Stadt
Teil 1: Lokale Initiativen – Umweltschutz-Initiative drängt auf Umsetzung der Einweg-Verpackungssteuer
„Man spürt den Theatermenschen“
Dirigent Daniel Johannes Mayr über die Bonner Wiederentdeckung der Oper „Die Ameise“ – Premiere 12/25
Armutszeugnis im Reichtum …
… und alternative Fakten im Wirtschaftssystem – Glosse
Bilder in Sorge
„Amazônia“ von Sebastião Salgado im Rautenstrauch-Joest-Museum – kunst & gut 12/25
„Je größer das Vermögen, desto geringer der Steuersatz“
Teil 1: Interview – Finanzwende-Referent Lukas Ott über Erbschaftssteuer und Vermögensungleichheit
Orgeltrio mit frischem Sound
„Deadeye“ im Kölner Stadtgarten – Improvisierte Musik in NRW 12/25
„Stromberg hat Relevanz für die heutige Zeit“
Ralf Husmann über „Stromberg – Wieder alles wie immer“ – Gespräch zum Film 12/25
Bach mit E-Gitarre
Das Ensemble Resonanz in Köln und Dortmund – Klassik an der Ruhr 12/25
Der Staat will zuhören
Wandel im niederländischen Sozialsystem – Europa-Vorbild: Niederlande
„Beweise sichern für das, was afghanische Frauen durchmachen“
Sahra Mani über ihren Film „Bread & Roses: A Fight for Women's Rights“ - Portrait 12/25
Jenseits des Schönheitsdiktats
„Verehrung“ von Alice Urciuolo – Textwelten 12/25
Praktisch plötzlich doof sein
Helge Schneider präsentiert seine neue Tour – Prolog 12/25
Langfilmdebüt einer Schauspielerin
„Paternal Leave – Drei Tage Meer“ im Filmhaus – Foyer 12/25
Nicht die Mehrheit entscheidet
„Acht Jahreszeiten“ von Kathrine Nedrejord – Literatur 12/25
Liebe überwindet den Tod
„Orpheus und Eurydike“ am Gelsenkirchener MiR – Oper in NRW 12/25
Tanz schärft die Sinne
IP Tanz feiert 30. Geburtstag – Tanz in NRW 12/25
Heldenspektakel
Männerrollen auf Leinwand – Vorspann 12/25
Gerechtigkeit wäre machbar
Teil 1: Leitartikel – Die Kluft zwischen Arm und Reich ließe sich leicht verringern – wenn die Politik wollte
Über zwei Ikonen
„Marlene Piaf“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 12/25
Feindbild Journalist
Online-Vortrag über Pressefreiheit – Spezial 11/25
Komplex und zugänglich
Jazzpianist Shai Maestro im Loch – Musik 11/25