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Traumpaare
Kanada/USA 2000, Laufzeit: 112 Min.
Regie: Bruce Paltrow
Darsteller: Maria Bello, Andre Braugher, Paul Giamatti, Huey Lewis, Gwyneth Paltrow, Scott Speedman, Marian Seldes, Kiersten Warren, Angie Phillips, Angie Dickinson, Brent Butt, Tony Marr

Im Original heißt der Film "Duets". Duette: man assoziiert Musik von Mozart, Verdi oder Puccini, Koloraturen und Liebesgeschmetter, Sopran-Diva und Heldentenor. Was passiert eigentlich, wenn der Gesang in die Niederungen des Normalsterblichen hinabsteigt? Auch hier laufen die Gedanken zunächst in eine falsche Richtung. Schul- und Männer-Chor? Das sind wohl eher abschreckende Beispiele für die aktive Teilnahme am musikalischen Selbst-Ausdruck. Vor allem lässt sich nur schwer ein Film darüber machen. Vielleicht eher Karaoke? Der Auftritt von Cameron Diaz in "Die Hochzeit meines besten Freundes" ist noch in guter Erinnerung. Julia Roberts hatte sie in einen Karaoke-Club gelockt, wohlwissend, dass ihre Rivalin nicht singen kann. Doch dann legt die blonde Strahlefrau einfach los und reißt den ganzen Laden von den Stühlen, obwohl bei ihrem schrägen Gekreische nicht eine einzige Note stimmt. Singen ist einfach ein Naturzustand des Menschen. Dafür tritt jetzt "Traumpaare" den hinreißenden Beweis an. Seit "Diva" hat es keinen so guten Film über das Verhältnis von Alltag und Musik und die sich daraus ergebende Verwicklungen und Verstrickungen mehr gegeben. Er spielt im Milieu der Karaoke-Szene der US-Provinz und erzählt in mit leichter Hand verschachtelten parallelen Handlungssträngen - mit deutlichen Anklängen an Robert Altmans Mehrpersonen-Musik-Porträt "Nashville" - von den Erlebnissen dreier zufällig aneinander geratener Paare, die persönliches Glück, finanzielle Vorteile, Flucht vor dem Alltag (oder gar der Polizei) und anderes mehr im Gesang suchen. Auf der Bühne stehen und sich spontan musikalisch ausdrücken: das ist wie ein Befreiungsschlag. Da ist vor allem der am Rand eines Nervenzusammenbruchs angelangte Handelsvertreter Todd: eine Wahnsinns-Performance von Paul Giamatti, den man bisher nur aus Nebenrollen kennt ("Der Mondmann", "Harry außer sich"), sich hier aber derart in die Herzen der Zuschauer spielt, dass ohne ihn der Film nur halb so gut wäre. Nach einem desaströsen Tag im Geschäft und bei seiner gleichgültigen Familie zieht er einfach los und landet bei der Suche nach einem anständigen Drink zufällig in einen Karaoke-Wettbewerb. "Wo gehst du hin?" fragt seine Frau ihn noch. "Zigaretten holen!" ist seine anspielungsreiche Anwort. "Aber du rauchst doch gar nicht." Das hört er schon nicht mehr - und ward für Wochen nicht mehr gesehen. Ein irrer Trip beginnt, bei dem sein Leben völlig aus den Fugen gerät. Er trifft auf einen entflohenen Häftling, was ihn noch mehr ins Schlamassel bringt. Aber wenn er und sein schwarzer Freund plötzlich zusammen auf der Bühne stehen und im Duett ein vibrierendes Soul-Stück zum Besten geben, dann ist die Welt wieder in Ordnung - und der Saal tobt. Huey Lewis ("Short Cuts") spielt den Abzocker Ricky, der - nach dem Vorbild von Paul Newman in dem Billard-Film "The Hustler" (dt. "Haie der Großstadt") - in den einschlägigen Läden den Amateur und Nichtkönner mimt, mit den Nichtahnenden eine Wette abschließt, dass das ja wohl nicht so schwierig sei und er das genau so gut könne, anschließend auf die Bühne tritt, eine Super-Nummer aufzieht und die Wettsumme kassiert. Ein einträglicher Job, bis er plötzlich seine Tochter Liv (Gwyneth Paltrow) am Hals hat, eine längst vergessene Jugendsünde, die aber unbedingt in seine Fußstapfen treten will. Ganz anders Suzie (Maria Bello) und Billy (Scott Speedmann): sie eine toughe Braut, die über Karaoke-Zwischenstationen und Preisgelder eigentlich nur ihre Reise nach Kalifornien finanzieren will, er ein schüchterner Taxifahrer und Ex-Reverend, ein wenig zu lieb und zu süß für die harte Welt da draußen. Am Schluss verbandeln sich die drei Erzählebenen, es wird sogar noch hochdramatisch, Tod und echte Liebe kommen ins Spiel. Trotzdem klingt der Film von Bruce Paltrow, Vater von Gwyneth, versöhnlich aus und entlässt den wohltuend vom Thema und seiner glänzenden Umsetzung überraschten Kinobesucher mit deutlich gesteigerter Laune.

(Heinz Holzapfel)

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