Glück (2012)
D 2012, Laufzeit: 111 Min., FSK 16
Regie: Doris Dörrie
Darsteller: Alba Rohrwacher, Vinzenz Kiefer, Matthias Brandt, Oliver Nägele, Maren Kroymann, Christina Große, Andrea Sawatzki, Petra Kleinert
>> www.glück-film.de
Lebensnahes Drama
Deutsche Seele
„Glück“ von Doris Dörrie
Seit 35 Jahren dreht Doris Dörrie Filme. Ihre Werke, von „Männer“ (1985) bis „Kirschblüten – Hanami“ (2008), wurden, vom Bambi bis zum Grimme-Preis, mit ziemlich allem, durch das man in Deutschland geehrt werden kann, ausgezeichnet. Auch das Bundesverdienstkreuz hat die Regisseurin längst eingeheimst. Und eines ihrer größten Verdienste dürfte sein, dass sie bis heute ihre Filme in Deutschland dreht und nicht etwa den Verlockungen Hollywoods gefolgt ist. Klar, das hat sie 1988 nach dem Erfolg von „Männer“ mit „Ich und Er“ prompt ausprobiert. Doch das war es dann auch schon mit den USA, und bis heute ist und bleibt die deutsche Seele das Fundament ihres Schaffens. Und seit Jahrzehnten inszeniert sie Filme, schreibt Erzählungen, Romane und Kinderbücher, die vom Leben hierzulande erzählen, von Lebenslust und Weltschmerz, die berühren, ohne sich ausufernd irgendwelcher Kitschmechanismen zu bedienen. Eine klassische Autorenfilmerin, die von ihrem Land erzählt und die bevorzugt ihre eigenen Bücher verfilmt: Ihr Erzählband „Für immer und ewig“ stand Pate für ihren Spielfilm „Bin ich schön?“, ihr Drama „Happy“ lag dem Film „Nackt“ zugrunde. Mit „Kirschblüten – Hanami“ gab sie vor drei Jahren ihr Debüt auf der Berlinale, mit „Glück“ kehrt sie nun dorthin zurück. Und sie adaptiert ausnahmsweise keine eigene Geschichte, sondern eine Episode der Kurzgeschichtensammlung „Verbrechen“ von Ferdinand von Schirach.
Dörries „Kirschblüten“ bildeten ein gefeiertes Drama über die Liebe und das Leben im Alter – „Glück“ widmet sich nun der Jugend. Das Drama erzählt wieder aus Deutschland, vom Leben und Denken dort, von Heimat – aber noch mehr von der Heimatlosigkeit darin: Irina und Kalle, eine Prostituierte und ein Punk, begegnen sich in Berlin. Sie ist Kriegsflüchtling, er ist obdachlos. Beide verlieben sich, finden aneinander Halt, beziehen eine gemeinsame Wohnung, dürfen vom Glück und von einer Zukunft träumen. Das Schicksal allerdings sieht anderes vor: Einer von Irinas Freiern bricht tot bei ihr im Bett zusammen. Das Glück der beiden wird auf die Probe gestellt.
Die weibliche Hauptrolle übernahm die Deutsch-Italienerin Alba Rohrwacher („I Am Love“, „Die Einsamkeit der Primzahlen“). Eine Schauspielerin, die eher mit Natürlichkeit glänzt als mit Schminke, Schmuck und Starallüren. Die als „Anti-Diva“ gehandelt wird, die sich in ihrer Arbeit einem Streben nach Wahrheit verschrieben hat, das sie auf ihre deutschen Wurzeln zurückführt. Das klingt wie eine Wunschkandidatin für Doris Dörrie. An Rohrwachers Seite verkörpert Vinzenz Kiefer („Der Baader-Meinhof-Komplex“).
Eine Geschichte über zwei traumatisierte Außenseiter in Deutschland, ganz unten. Und wieder spiegelt Dörrie damit einen deutschen Zustand. Ob Liebe im Alter oder eine junge Liebe – dieses Land bietet viele Facetten. Doris Dörrie vermag sie immer wieder auf die Leinwand zu bannen. Zum Glück.
(Carla Schmidt)
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