Die defekte Katze
Deutschland 2018, Laufzeit: 97 Min., FSK 6
Regie: Susan Gordanshekan
Darsteller: Pegah Ferydoni, Hadi Khanjanpour, Henrike von Kuick
>> www.diedefektekatze-film.de/
Hoffnungsvolles Drama
Liebe fürs Leben
„Die defekte Katze“ von Susan Gordanshekan
Partnersuche. Ein Phänomen, das Mensch und Tier mitunter lebenslang auf Trab hält und unterschiedlichste Formen annimmt. Beim Menschen geht die Sache gern mit rituell angelegten Bindungsversprechen einher, grundsätzlich bieten sich ihm dafür heutzutage zweierlei Möglichkeiten: Die Liebesheirat oder die arrangierte Ehe. Im Ergebnis glücken und scheitern beide Konzepte gleichermaßen, während die Anhänger der jeweils einen Variante die Alternative kopfschüttelnd betrachten. Mina (Pegah Ferydoni) und Kian (Hadi Khanjanpour) stammen aus dem Iran, wo Ehen gern arrangiert werden. Doch beide – er lebt schon lang in Deutschland, sie noch in der Heimat – sind modern und freiheitsstrebend und suchen nach romantischer Liaison. Die wird der studierten Elektroingenieurin daheim weitestgehend verwehrt, während der aufstrebende Arzt bei uns im Westen zunehmend frustriert durch Blind Dates schippert. Am Ende kapitulieren die zwei Romantiker und heiraten doch arrangiert – aber immerhin einander: Mina zieht zu Kian nach Deutschland.
Anfangs sind die Ehepartner einander zuvorkommend, betasten sich behutsam, lachen viel miteinander und geben der erotischen Annäherung sorgsam Zeit. Mina lebt vor allem den kulturellen Wandel, der ihr erlaubt, den Schleier abzulegen, öffentlich schwimmen zu gehen, zu tanzen und ihre Jobsuche zu verfolgen. Mit der Zeit entpuppt sich Kian allerdings als vergleichsweise spießig, sprich: deutsch. Darüber hinaus ist er in den traditionellen Erwartungen seiner Eltern verhaftet. Als Mina mit einer Katze unterm Arm nach Hause kommt, spitzt sich der Konflikt endgültig zu.
Regisseurin Susan Gordanshekan hat selbst iranische Wurzeln und sie erzählt von einer Ehe, die von hinten aufgezäumt wird. Und sie erzählt noch mehr. Zum einen vom konservativen Beharren auf kulturellen Werten in der Ferne. Dem Druck von außen also durch die traditionsverbundene Gemeinde, der uns schon in Iram Haqs „Was werden die Leute sagen“ eindrucksvoll begegnet ist. Und nicht zuletzt erzählt Gordanshekan über die arrangierte Bindung zugleich ganz universell vom jungen Eheleben an sich. Denn auch in westlichen Gefilden entspricht die Ehe ja nicht immer dem mitunter medial fleißig verklärten Idealbild. Sich „von Idealbildern zu befreien“, auch das beschäftigt die Regisseurin – und ein weiteres Idealbild ist hier Deutschland.
Das romantische Drama zeigt sich auch mal verklärt und setzt mit der titelgebenden Katze einen Akzent zu viel, der den Konflikt metaphorisch zu erklären sucht, aber vielmehr aufgesetzt wirkt. An sich ist die Katze schlichtweg überflüssig. Gordanshekans Themen sind selbsterklärend, und das gelingt ihr ansonsten gelungen unverkopft. Die Geschichte von Mina und Kian beginnt hinreißend, und als es irgendwann droht, zu süß zu werden, begleitet uns das Drama ganz geerdet in den Konflikt. Vor allem aber gelingt das Drama auch über die beiden Hauptdarsteller, die der Komplexität, der die zwei Figuren ausgesetzt sind, die erfüllt sind von Sehnsucht, Freiheitsdrang, Regeln, Zuneigung, familiärem Druck und Streben nach Erfüllung berührend Ausdruck verleihen.
(Hartmut Ernst)
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