Anleitung zum Unglücklichsein
D 2012, Laufzeit: 86 Min., FSK 6
Regie: Sherry Hormann
Darsteller: Johanna Wokalek, Iris Berben, Richy Müller, David Kross, Benjamin Sadler, Itay Tiran, Michael Gwisdek, Katharina Marie Schubert, Margarita Broich, Rüdiger Vogler
>> www.anleitungzumungluecklichsein.studiocanal.de/#home
Romantische Komödie
Pechvögel und Glückskekse
„Anleitung zum Unglücklichsein“ von Sherry Hormann
Es scheint hierzulande langsam in Mode zu kommen, Sachbücher fiktional aufzupeppen und auf die Leinwand zu bringen. Nachdem Leander Haußmann 2007 den Ratgeber „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ von Allan und Barbara Pease seiner gleichnamigen romantischen Komödie zugrunde legte, schnappt sich Regisseurin Sherry Hormann („Wüstenblume“) nun das amüsante Sachbuch „Anleitung zum Unglücklichsein“. Das Werk des österreichischen Psychologen Paul Watzlawick aus dem Jahr 1983 wurde in Deutschland ein Bestseller. Und wie bei Haußmann befasst sich auch diese Adaption mit den Macken der Wohlstands-Zeitgenossen. Die Geschichte dazu erzählt sich folgendermaßen:
Tiffany Blechschmid (Johanna Wokalek) lebt in Berlin, Kreuzberg. Eigentlich könnte alles prima sein: Sie führt einen Delikatessenladen, in dem ihr eine muntere Kellnerin (Katharina Marie Schubert), eine liebenswerte Köchin (Margarita Brolich) und deren autistischer Neffe (David Kross) zur Seite stehen. Das Geschäft läuft gut, es herrscht Lebensfreude, eigentlich ist alles gut. Doch über Tiffany schwebt eine dunkle Wolke, genährt aus Angst, Aberglaube und Pessimismus. Der Großstadtsingle tapst übervorsichtig durch die Hauptstadt, der Alltag ist, angefangen mit dem rechten Schritt aus dem Bett, ritualisiert. So kann natürlich keine Freude aufkommen, und zu allem Überfluss führt Tiffany täglich Zwiegespräche mit ihrer verstorbenen Mutter (Iris Berben), die durch ihre Wohnung geistert und die Tochter mit Vorwürfen überschüttet. Doch eines Tages steht ein Fotograf namens Thomas (Itay Tiran) im Delikatessenladen und fragt sich: „Warum hat eigentlich eine so schöne Frau so schlechte Laune?“ Ist vielleicht die Liebe eine Chance auf Rettung aus der Trübsal? Und wäre nicht auch Frank (Benjamin Sadler), der überambitionierte Polizist mit Beschützerinstinkt, der Tiffany seit einiger Zeit umgarnt, der rechte Freund und Helfer in trostlosen Zeiten? Und was sagt die strenge Mutter dazu?
Aus dem ironischen Sachbuch strickt Sherry Hormann eine boulevardesk angehauchte, romantische Komödie, die sich dem Thema Unglücklichsein flachsig ironisch nähert. Der Film bewegt sich unbeschwert zwischen verlorener Großstadttristesse und surrealen Elementen, jongliert mit Tagträumen und Albträumen, mit Pechvögeln und Glückskeksen. Johanna Wokalek überzeugt als süßes, tollpatschiges Trübsalgirl, das aufgeregt im Selbstgespräch durchs Zimmer huscht oder draußen zur falschen Zeit laut denkt. Der Zuschauer darf indes über Wohlstandskarikaturen oder über sich selbst lachen oder die eine oder andere Erkenntnis aus der Vorlage mitnehmen. Zum Beispiel, dass der Pessimismus gern im rückwärtsgewandten Blick begründet liegt. Und dass Vorkehrungen im Leben wenig helfen, denn das Leben, das bleibt ungewiss. Eines aber ist sicher: Wem „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ gefällt, dem wird auch „Anleitung zum Unglücklichsein“ gefallen.
„Ich wollte die Geschichte dieser Mädchen unbedingt erzählen“
Karin de Miguel Wessendorf über „Kicken wie ein Mädchen“ – Portrait 04/24
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Filmpalast – Foyer 04/24
Sichtbarkeit vor und hinter der Leinwand
Das IFFF fordert Gleichberechtigung in der Filmbranche – Festival 04/24
Gegen die Marginalisierung weiblicher Körper
„Notre Corps“ im Filmforum – Foyer 04/24
Show halt
Die Sache mit dem Oscar – Vorspann 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Paradigmenwechsel im Mensch-Natur-Verhältnis“
Mirjam Leuze zum LaDOC-Werkstattgespräch mit Kamerafrau Magda Kowalcyk („Cow“) – Foyer 03/24
Schöne Aussichten im Kino
Der Festivalauftakt in Berlin verspricht ein gutes Filmjahr – Vorspann 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
Bären für NRW-Filme?
21. NRW-Empfang im Rahmen der 74. Berlinale – Foyer 02/24
Zwischen uns das Leben
Start: 1.5.2024
Der Junge, dem die Welt gehört
Start: 2.5.2024
Bad Director
Start: 9.5.2024
Robot Dreams
Start: 9.5.2024
Das Zimmer der Wunder
Start: 16.5.2024
Nightwatch: Demons Are Forever
Start: 16.5.2024
Furiosa: A Mad Max Saga
Start: 23.5.2024
Mit einem Tiger schlafen
Start: 23.5.2024
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
Golda – Israels Eiserne Lady
Start: 30.5.2024
May December
Start: 30.5.2024
Was uns hält
Start: 20.6.2024
Rechtsextreme Terroranschläge
„Einzeltäter Teil 3: Hanau“ im Filmhaus – Foyer 02/24
Führer und Verführer
Start: 11.7.2024