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Ein Tag guten Lebens

Ein Tag für Gemeinschaft und Zukunft

01. Juni 2015

Tag des Guten Lebens in Sülz – Spezial 06/15

Na klar, bis 3 Uhr ist es schön, und wenn wir kommen und Fotos machen wollen, fängt es an zu regnen – wenn auch zum Glück nicht allzu stark. Der Tag des Guten Lebens: Kölner Sonntag der Nachhaltigkeit fand nach zwei Jahren Ehrenfeld diesmal in Köln-Sülz statt, wo sich rund 200 angemeldete Stände und Aktionen über 35 autofreie Straßen erstreckten. Nachhaltigkeit, Nachbarschaftlichkeit, Engagement und Kreativität kamen hier ohne strenge Vorgaben zusammen. Für viele Kölner eine Gelegenheit, zu sehen, was Sülz zu bieten hat, und für die Sülzer sicherlich ein Tag, an dem das eigene Stadtviertel, das nur reguläre Stadteilfeste kennt, einmal anders erlebt werden konnte und kulturell im Zentrum der Aufmerksamkeit stand. Die Besucher allen Alters – die Polizei zählte wieder 100.000 – bekamen von den Initiatoren der stadtpolitischen Bewegung Agora Köln einen Plan in die Hand gedrückt und konnten den ganzen Tag flanieren, sich informieren, teilnehmen, zuhören, plaudern, probieren und essen, sich vor eine Bar setzen oder auch zu shoppen. Wegen der parallel stattfindenden Veranstaltung „bunt im carré“ waren auch Läden von lokalen Einzelhändlern geöffnet.

Neben kulturellen Gruppen und Initiativen aus Sülz waren vielerlei Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen vertreten. Zwei Kölner Greenpeace Arbeitsgruppen etwa informierten zum Thema Energiewende und Kohle sowie zum Problem von Plastikteilen in der Umwelt. Beim Thema Mobilität wurde von vielen Gruppen der Fokus aufs Fahrrad gelenkt. Die Fahrradbeauftragten der Stadt konnten an ihrem Stand diesmal unter anderem berichten, dass an den Zählstellen der Radverkehr jedes Jahr um fünf Prozent zulege. Zugleich habe man 2014 über 2000 neue Abstellplätze geschaffen und an einem touristischen Radwandernetz gearbeitet (RadRegioRheinland). Man erweitere das Bike&Ride-Angebot und diskutiere etwa in Sülz mit den Bürgern über eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Umgestaltung der Berrenrather Straße als Parallelroute zur Luxemburger Straße.

Bei „Critical Mass Köln“ lagen derweil die Termine für weitere gemeinsame Radfahrten durch die Stadt aus. Man treffe sich am Rudolfplatz und fahre dann zwei Stunden durch Köln, wobei der Vorderste immer die Richtung vorgebe. Am vorherigen Freitag hätten 600 Radfahrer teilgenommen, die nach dem Motto „Wir stören nicht den Verkehr – wir sind der Verkehr“ unter Beachtung aller Verkehrsregeln auf ihre Straßenrechte aufmerksam machten. Man informiere dabei auch aktiv die Autofahrer, die teilweise trotz der Wartezeit ihre Unterstützung bekunden würden. In Hamburg habe die Bewegung schon bis zu 6000 Teilnehmer gezählt, losgegangen sei es in Köln allerdings erst 2010.


Bereit für ersten Besuch: Ehrenschmaus von Veedelfunker und Colabor, Foto: © Colabor

Aus Ehrenfeld waren unter anderem Colabor und das Stadtteilmagazin Veedelfunker dabei, die sich und das gemeinsame nachhaltige Food-Projekt „Ehrenschmaus“ vertraten, das allerdings mit dem Tag des Guten Lebens, an dem noch einmal „regionales“ Essen zubereitet wurde, ausgelaufen sei. Man will, dass Ideen wie der Veedelfunker in anderen Vierteln und Städten Schule machen und sucht auch Unterstützer. (Für den neuen Veedelfunker hat man ein Thema, aber noch nicht das nötige Geld.) Das Ehrenschmaus-Team unterstützt die Food Assembly, die jeden Mittwoch (17.30-19.30 Uhr) im Colabor stattfindet und mittels einer Online-Plattform regionale Erzeuger und Kunden, die wissen wollen, wo ihre Lebensmittel herkommen, zusammenbringt. Eine weitere Food Assembly gibt es seit diesem Wochenende in der Wildkräuterei Junkersdorf.

Im Weisshaus-Kino lief um 15 Uhr die Ehrenfelder Dokumentation „Wem gehört die Stadt – Bürger in Bewegung“; 57 Besucher nutzten den freien Eintritt. Zu den aus Sülz kommenden Infoständen zählte eine Willkommensaktion für Flüchtlinge. In Sülz sei die Eröffnung eines Flüchtlingsheims in der Berrenrather Straße im Herbst vorgesehen; zur Vorbereitung und zur Unterstützung der Ankömmlinge würden für unterschiedliche Aufgaben ehrenamtliche Freiwillige gesucht.

Infolge des Regens mussten einige offene Stände ab vier Uhr abgebaut werden, leerer wurde es allerdings erst am Abend. Auch im nächsten Jahr wünschen sich die Organisatoren einen Tag des Guten Lebens – in einem weiteren Stadtviertel. Schön wäre es, denn so viel Engagement zu sehen, macht Mut. Einer der Mitinitiatoren der bisherigen Veranstaltungen, Martin Herrndorf, sprach gegenüber choices von einem Erfolg und von einem „Format, das funktioniert“. Bevor man weitere Pläne mache, müsse man allerdings erst einmal genauer „auswerten“.

Text/Fotos: Jan Schliecker

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