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Martin Block mit Regisseur Valentin Thurn

Eigenes Essverhalten ändern

27. Mai 2015

„10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ im OFF Broadway – Foyer 05/15

Dienstag, 26. Mai: Seit nunmehr 29 Jahren existiert in Köln die Allerweltskino-Reihe, in der wöchentlich interessante und oftmals zu kontroversen Diskussionen anregende Filme aus aller Welt präsentiert werden. Martin Block, einer der Veranstalter der immer dienstags im OFF Broadway stattfindenden Filmreihe, zeigte sich vor der Projektion des neuen Valentin-Thurn-Films „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ besonders erfreut, dass der Altersdurchschnitt im Publikum an diesem Tag sogar noch unter dem Alter der Reihe lag. Auch mehr als fünf Wochen nach dem offiziellen Bundesstart des Films und einem ebenso langen erfolgreichen Einsatz im Kino im Univiertel war die Sonderveranstaltung in Anwesenheit des Regisseurs bis auf den letzten Platz ausverkauft. Valentin Thurn, der sich bereits in seinem vorangegangenen Film „Taste the Waste“ eindrucksvoll mit den absurden Ernährungsgewohnheiten in unserer globalisierten Welt auseinandergesetzt hatte, entwarf nun abermals ein komplexes Bild von Hybridsaatgut über industrialisierte Fleischproduktion bis hin zu Sojaplantagen in ehemaligen Regenwäldern und dem steigenden Fleischkonsum in Entwicklungsländern wie Indien. Bei seiner Reise um die Welt traf Thurn aber auch auf Bürgerinitiativen und den Willen, etwas zu verändern.

Peter Zens erläutert die Kampagne „Taste of Heimat“

Deswegen betonte er gleich zu Beginn der Diskussionsrunde im Anschluss an die Filmvorführung: „Jeder kann etwas tun, wir dürfen nicht in Katastrophenstimmung verharren.“ Gerade die Politik sei dermaßen träge, dass sie erst auf Druck einer breiten Öffentlichkeit reagiere. Deswegen sei es so wichtig, täglich durch die eigenen Einkaufsentscheidungen diesen Druck beständig zu erhöhen. In den 1980er Jahren seien eine Energiewende und ein Ausstieg aus der Atomenergie undenkbar gewesen. Erst durch viele kleine Initiativen wäre es im Laufe der Jahre zu einem dermaßen großen Druck gekommen, dass sich die Politik dem nicht mehr verschließen konnte, so Thurn weiter. Der Regisseur kam durch seine Nachforschungen zu dem Schluss, dass eine zunehmende Industrialisierung der Nahrungsproduktion nicht die Antwort auf die Frage der Ernährung von 10 Milliarden Menschen sei, auf die Mitte des Jahrhunderts die Weltbevölkerung angewachsen sein wird. „In Afrika holen Kleinbauern sogar mehr Erträge aus ihren kleinen Feldern heraus, als dies die Industrie kann, weil Arbeitskraft dort so billig ist“, erläuterte der Filmemacher. Solche Erkenntnisse seien für die Welternährung von entscheidender Relevanz.

Valentin Thurn im ausverkauften OFF Broadway-Kino

In den kommenden Jahren werde es immer wichtiger werden, dass die lokalen Ernährungssysteme gestärkt und gegen die Kurzsichtigkeit der Industrieriesen angegangen werde. Jeder einzelne könne auf zweierlei Weise dazu beitragen: zum einen durch die Reduzierung des eigenen Fleischkonsums, zum anderen durch das Unterstützen lokaler Lebensmittelhersteller aus der unmittelbaren Umgebung. Aus diesem Grund hat Valentin Thurn im Anschluss an die Realisierung des Films und des dazugehörigen Begleitbuchs die Kampagne „Taste of Heimat“ ins Leben gerufen. Auf der gleichnamigen Website kann man sich über entsprechende Angebote rund um den eigenen Wohnort informieren. Peter Zens vom Gertrudenhof, neben Thurn einer der Vorstände des gemeinnützigen Vereins, erläuterte dazu im Kino: „Man kann nur ändern, was vor unserer eigenen Haustür stattfindet. Unsere Kampagne fängt nicht bei null an, sondern bündelt viele tolle bestehende Kölner Initiativen. Bei uns wissen die Verbraucher, wo ihr Essen herkommt, sie lernen die Landwirte kennen und können direkt mit den Erzeugern ins Gespräch kommen.“ Weitergehende Informationen dazu finden sich unter http://tasteofheimat.de/

Text/Fotos: Frank Brenner

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