Eigentlich gilt auch in Wuppertal das Konnexitätsprinzip. Wer Kosten verursacht, hat auch dafür aufzukommen. Das Theater bildet davon eine Ausnahme. Es war der frühere OB Peter Jung, der den Wuppertaler Bühnen den Dirigenten Toshiyuki Kamioka als Generalintendanten aufdrückte, das Schauspiel kleinsparte und als Chefin Susanne Abbrederis durchsetzte. Beide Vorschläge endeten in der Katastrophe und kosten nun viel Geld. Kamioka schmiss 2016 hin, Abbrederis hat nun verkündet, bereits am 31. Juli 2017, also zwei Jahre vor Vertragsende, das Schauspiel verlassen zu wollen. Abfindungen sind ihnen sicher.
Vor allem das Wuppertaler Schauspiel steckt seit Jahren in der Krise. Das Schauspielhaus ist marode und wurde vor drei Jahren geschlossen, weil kein Geld für die Sanierung da war. Dafür wurde die Lagerhalle des Museums für Frühindustrialisierung mit 150 Plätzen zum Theater im Engelsgarten schöngeredet. Dort spielt das auf neun Schauspieler abgespeckte Ensemble seit 2014 unter Leitung von Intendantin Susanne Abbrederis – unter eigentlich unzumutbaren Bedingungen. Jetzt heißt es in einer Pressemeldung der Stadt Wuppertal: „Im Hinblick auf die Umsetzung der Erkenntnisse eines Gutachtens zur finanziellen Stabilisierung der Wuppertaler Bühnen und Sinfonieorchester GmbH, erscheint eine Neubesetzung der Leitung des Wuppertaler Schauspiels ab der Spielzeit 2017/18 erforderlich.“
Gemeint ist das Gutachten des Beratungsunternehmens Actori, das Vorschläge gemacht hat (und auch Geld gekostet hat), wie die Bühnen Wuppertal ihre finanzielle Situation verbessern können. Danach soll das Schauspiel mehr spielen, vor allem auf der Opernbühne, das Marketing und Sponsoring verbessert werden und das Orchester mit weniger Aushilfen auskommen. 630.000 Euro soll das pro Jahr bringen. Hintergrund ist, dass der Etat der Bühnen bis 2021 gedeckelt ist und jede Tarifsteigerung vom Haus aufgefangen werden muss. Das gelingt noch bis 2019, danach sind die Rücklagen aufgebraucht. Mit den Actori-Vorschlägen soll das Geld bis 2021 reichen.
ie die Westdeutsche Zeitung berichtet, soll Abbrederis sich geweigert haben, bei gleichem Etat und Ensembleumfang mehr zu spielen. Außerdem wollte sie offenbar nicht auch noch die Geschäftsführung des Schauspiels übernehmen. Mit dem Gutachten hat Wuppertal jetzt also einen Fünfjahresplan inklusive Arbeitsnorm, aber keinen Vollstrecker. Selbstausbeutung ist garantiert, mehr Sponsorengelder nicht, da die Freundeskreise des Theaters sowieso schon erheblich zum Etat beitragen. Susanne Abbrederis hatte sich auf ein Himmelfahrtskommando eingelassen und zieht jetzt die Konsequenz. Das beweist zwar Haltung, aber man kann auch fragen, welchen Silberstreif am Wuppertaler Horizont sie zuvor zu sehen geglaubt hat. Politik und Verwaltung der Stadt sollten sich endlich zu einer konsequenten Haltung durchringen und das Schauspiel entweder abschaffen oder es auskömmlich zu finanzieren.
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