Geritzt, genadelt, gepinselt, gedruckt. Zum 18. Mal findet die Grafik-Triennale in Frechen statt. Seit 1970 hat sie sich erfolgreich etabliert, hat das Biennale und die alten Zöpfe hinter sich gelassen. Popart-Bunt wie die Anfänge ist eigentlich auch nichts mehr. Heute gewinnt das Ausgefallene, das aber auch technisches Können signalisieren kann. Das Renommee, hier überhaupt teilzunehmen, zählt mehr als das nicht gerade üppige Preisgeld. 291 Künstler aus 42 Ländern haben sich im letzten Jahr beworben, rund die Hälfte kamen aus Deutschland, in einem zweistufigen Auswahlverfahren wurden dann die für die Ausstellung zugelassenen Bewerber und die Preisträger ausgewählt – keine leichte Aufgabe für die professionelle Jury. Von den 118 Künstlern, die ihre Originalgrafiken schicken durften, sind immerhin 57 Künstler aus 12 Ländern ausgewählt worden – den weitesten Weg hatten arbeiten aus Japan und China, wo die Hochqualität-Drucktechniken eine sehr lange Geschichte haben. Gewonnen hat die frei schaffende Buchkünstlerin Annegret Frauenlob aus dem Erzgebirge, deren Handwerk und die Inhalte (Stanislaw Lem) in ihren fein ausgeklügelten Materialdrucken wohl überzeugen konnten.
Was diese Frechener Triennale zusätzlich anziehend macht, ist das kostenlose Begleitprogramm, das sich insbesondere an Schüler und Jugendliche richtet, die selbst wieder an einem Grafikwettbewerb teilnehmen können. Besuchern werden in Führungen künstlerische Druckgrafiken näher gebracht, hier wird auch gezeigt, wie sich die Technik seit dem Wegfall als Standard-Bebilderung entwickelt hat. Alle Mischtechniken, die beispielweise auch fotografische Vervielfältigungssysteme mit einbauen, werden immer aufwändiger. Den Gegenpol bildet die Sonderausstellung des Kölner Museums für Ostasiatische Kunst über Farbholzschnitte von mehreren Platten. Die geben Einblick in das Leben der Vergnügungsviertel, der Geishas und der Schauspieler, auch beliebte Erotik-Szenerien im Holzschnitt des 19. Jahrhunderts. Schon damals Massenware – auch für westliche Käufer.
XVIII. Deutsche Internationale Grafik-Triennale Frechen | 3. - 24.6., Di, Fr 16-19 Uhr, Sa, So 11-18 Uhr | kunstverein-frechen.de | Eintritt frei
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