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Ohne Titel, 2025, Öl auf Leinwand, 49 x 98 cm, Steffen Lenk, „Griserie“, Galerie Anke Schmidt
Foto: Thomas Dahl

Grau-Weißer Farbenrausch

20. Oktober 2025

Steffen Lenk in der Galerie Anke Schmidt

Täuschung, Verführung und Weitsicht bilden in der aktuellen Werkschau von Steffen Lenk in der Galerie Anke Schmidt die Sphäre für einen kryptischen Plot, der die Sinne fordert. Mit „Griserie“ (franz. für das Grau, die Melancholie, aber auch den Rausch) zeigt Lenk eine Palette von 28 klein- bis großformatigen Malereien und Installationen, die zum Kopfsprung ins Zentrum rätselhafter Szenerien anstiften.

Die Kompositionen aus Öl auf Leinwand, Draht, Holz, Karton oder Papier wetteifern dabei in puncto Strukturen und Symbolismen mit einer Serie aus Darstellungen, die mittels Schreibmaschine auf die Leinwand gebracht wurden. Hier finden weder Mensch noch Tier zusammen. Die irdischen Kreaturen sehen nicht nur einer ewigen Nacht in die hypnotischen Augen, sondern auch majestätischen Eiszeiten, gleichsam irritierenden wie beruhigenden (grauen) Rasterwelten oder in Besitz nehmenden Wesen aus den Weiten des Alls. Weiter geht es über angenehm gedämpfte Böden mit schwarz-weiß gestreiften Raubkatzen, die aus dem Bildnis fliehen, und einem an den Füßen aufgehangenen Schwan, dessen Schnabel sich abwärts geneigt mit letzter Anstrengung aus dem Rahmen hackt. Dazu der schrill übersprayte Leichnam von Papst Franziskus, der aus der Vogelperspektive gesehen als blass-aufgequollener Geist die letzte Beichte abzunehmen scheint, und drei Cowboys auf Pferden, deren Ritt durch die Prärie abrupt vor einer bläulich-schwarzen Wand endet. Sie strecken ohne Gegenwehr ihre Waffen in einem Western vom Ende der Welt, das der Maler zart auf die Kinoleinwand tupft.

In den Weiten der Bayenthaler Galerie mutet das grieserische Kabinett des Steffen Lenk mit schweren, wogenden Ölspuren sowohl bizarr als auch romantisch an. Hier wird der Horizont zur Landschaft. Der undurchschaubar eingefärbte Hintergrund erscheint als Protagonist. Neue Dystopien, die Einsamkeit und das Ausgeliefertsein des Individuums gegenüber der Natur kennzeichnen die Handschrift des Künstlers. Lenk bedient sich dabei immer wieder verschlüsselter, im Bild eingewobener Codes, die es zu lösen gilt, um eine Ich-du-wir-ich-Odyssee durch vergiftete Flüsse, entlang brandgerodeter Felder oder dahintreibend auf toten Meeren zu überstehen. 

Steffen Lenk: Griserie | bis 29.11. | Galerie Anke Schmidt | www.galerieankeschmidt.com

Thomas Dahl

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