1996 gründeten Dieter und Martina Borck das Cinenova, als Standort wählten sie Ehrenfeld: „Hier treffen Sie Leute, die unterschiedlicher nicht sein können.“ Trotzdem versteht Dieter Borck sein Cinenova nicht vorrangig als Veedelskino: „Wir sind natürlich ein Stadtteilkino, wobei man den Begriff ein bisschen weiter fassen muss. Wir haben 10 Kilometer festes Einzugsgebiet, und am Wochenende kommen die Leute auch aus Düsseldorf. Dort gibt es nichts Vergleichbares.“
Was macht denn das Kino so einzigartig? „Wir zeigen anspruchsvolle Filmkunst auf dem neuesten Stand der Technik im anspruchsvollen Ambiente.“ Das rustikale Gebäude, eine ehemalige Speditionshalle, wird um ein Restaurant und im Sommer um einen Biergarten und das Open-Air-Kino bereichert. „Zugleich öffnen wir uns Familien und Kindern. Das Cinenova hängt ja irgendwo in der Mitte: Es ist kein Multiplex, es ist kein Programmkino im klassischen Sinne, wo nur der anspruchsvolle Film läuft. Die Gäste haben aber das Gefühl, dass es etwas Anspruchsvolles ist.“
Das Cinenova ist Mitglied im ‚Europa Cinema’, ein Zusammenschluss europäischer und einiger nordafrikanischer Verleiher und Kinobetrieber, die sich für europäische Filme einsetzen. Bedingung für die Mitgliedschaft ist, dass man mindestens 51% europäische Filme zeigt. „Wir haben mit 75-80% europäische Filme, also eine der höchsten Quoten im ‚Europa Cinema’.“
Insgesamt zeigt sich Dieter Borck zuversichtlich: „Was die Zukunft des Kinos angeht bin ich sehr, sehr optimistisch“, sagt er. „Natürlich besteht eine Tendenz, dass Überkapazitäten abgebaut werden. Nur sind wir nicht im Jammertal, und viele andere sind es auch nicht.“ Zum Reiz eines Kinobesuchs gehöre eben auch ein Ambiente, das es ermöglicht, „sich mit anderen Leuten zu treffen, sich zu unterhalten, sich mit gleichen Interessen auszutauschen. Ich denke, dass das in Zukunft noch wesentlich mehr an Bedeutung gewinnt, als wie man das vor Jahren gedacht hat. Die Leute gehen gerne weg, sie achten auf ihre Ausgaben, aber es ist nicht so, dass die Leute sagen, so, jetzt gehe ich nicht mehr weg und hab Angst und kein Geld.“
Während das ältere Publikum zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist es eher der Nachwuchs, der Dieter Borck Sorgen bereitet. Wird die Jugend nicht ausreichend ans Kino heran geführt? „Der Film gilt in Deutschland nicht so als Kulturgut wie beispielsweise in Frankreich. In Frankreich ist es Bestandteil des Unterrichtes, dass man über Filme spricht und darüber, wie Film gemacht wird. Das hat es in Deutschland ja so nie gegeben. Bestimmte Unterrichtszeiten und Stoffe müssen meines Erachtens für Kino und Theater übrig bleiben. Man kann nicht hingehen und nur Mathe und Englisch lernen, sondern man muss auch versuchen, über andere Länder, andere Kulturen die Kinder zum Beispiel für Politik zu interessieren oder überhaupt zu Kultur zu bringen - Film ist ja Kulturgut.“
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