Alleine die Idee zu einem kindgerechten Theater-Stück über die Wut ist genial, erklären sich doch aus dem Gemütszustand des schwelenden Ärgers persönliche Bauchschmerzen wie globale Krisen, die nicht selten durch den Unmut Einzelner zu einem Feuer des Hasses angefacht werden, unter dem Millionen zu leiden haben. Dem Casamax gelingt unter der Regie von Hille Marks das Kunststück, die Steigerung individueller Unzufriedenheit bis zur zerstörerischen Gefühlsexplosion verständlich anstatt verstörend, mit Auswegen zur Versöhnung darzustellen.
Im Mittelpunkt der rund 60-minütigen Darbietung stehen Grummel Knötterbeck (Philipp Birkmann) und Wutilde Schreck (Tatiana Feldmann), die in einem wirbelnden Ballett des Zorns und nicht minder intensiven Momenten der Besonnenheit zu den Kompositionen von Klaus Jacobs sowie dem emotionalen Lichterreigen Marco ten Woldes das Publikum erreichen. Hier wird die schlechte Laune über tägliche Missgeschicke in wilden Tänzen ausgetrieben, mittels Lieblingsspeisen verdaut oder im heilsamen Schlaf kuriert. Unerwartete Freude im Angesicht der Schönheiten des Seins werden jedoch ebenso zelebriert und zeigen auf, dass es im Leben stets Probleme gibt, die aber zumeist durch Behutsamkeit, das Vertrauen auf eigene Stärken sowie die Hilfe von anderen lösbar sind. Nicht das Gefühl an sich, sondern des Menschen Umgang mit der Wut sorgt für kleine wie große Tragödien. Mit der Inszenierung erschafft das Casamax in einer verwundeten Welt eine Ode an die Freude und den Sanftmut. Das Stück ist für Personen ab vier Jahren geeignet, sei aber auch Älteren empfohlen.
Wut im Bauch | R.: Hille Marks | 20.5. 10.30 Uhr, 21.5. 16 Uhr | Casamax Theater | 0221 44 76 61
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